Designwerk testet E-Lkw im Fernverkehr

21. März 2023 Newsletter
Das Schweizer Technologie-Unternehmen Designwerk hat einen eigenen E-Lkw auf die Reise von Winterthur bei Zürich nach Hannover geschickt. Das Unternehmen wollte wissen, ob das Fahrzeug die Strecke von 720 Kilometern ohne Zwischenladen schafft und sich somit für den Fernverkehr eignet.
„Mission erfüllt“, meldete Fahrer Jens Bahrmann vorige Woche nach exakt 9 Stunden und 37 Minuten reiner Fahrzeit. Viel Puffer hatte er aber nicht mehr: Gestartet mit zu 99 Prozent gefüllten Akkus, hatten diese am Ende nur noch einen Füllstand von neun Prozent. Das Batteriepaket des Designwerk High Cab Semi 6x2T war üppig bemessen: 870 kWh Kapazität standen Bahrmann, der als Key Account Manager für Nordeuropa bei Designwerk arbeitet, zur Verfügung. Er war guter Dinge, dass dies für die Fahrt über Stuttgart und Würzburg auf der A 81 und weiter über Fulda und Kassel nach Hannover auf der A 7 reichen würde.
Erkenntnisse in leerem Zustand sammeln
„Aus dem Verkauf vieler baugleicher Fahrzeuge wussten wir, dass der Verbrauch im beladenen Zustand bei ca. 135 kWh je 100 Kilometer liegt, was eine Reichweite von mehr als 500 Kilometer in beladenem Zustand bedeutet“, sagt er. „Wir wollten nach unserem Reichweiten-Weltrekord von 1.099 Kilometern mit einem anderen Fahrzeug mal schauen, wie sich das Fahrzeug in leerem Zustand bei normalem Verkehrsfluss verhält“, sagt er. Den Rekord hatte das Unternehmen bereits im Sommer 2021 gemeinsam mit DPD Schweiz und Continental auf dem Contidrom bei Hannover erzielt.
Natürlich habe er bei der Fahrt auch seine vorgeschriebenen Ruhezeiten eingehalten, erläutert Bahrmann gegenüber dem Fachportal eurotransport.de. Und wie haben die anderen Fahrer auf dem Rastplatz auf den ungewöhnlichen Truck reagiert? „Viele Fahrer haben in den Pausen interessiert geschaut und sehr viele Fragen gestellt. In den zahlreichen Gesprächen habe ich gemerkt, dass die Vorbehalte deutlich weniger geworden sind und sich viele Fahrer vorstellen können einen E-Lkw zu fahren“, sagt der Designwerk-Mann.
Elektro-Lkw zum Orangen holen
Grenz-Erfahrungen mit dem Elektro-Lkw im Fernverkehr hatte bereits im Januar das Schweizer Logistikunternehmen Krummen Kerzers – ebenfalls mit einem Designwerk-Truck – gesammelt. Der Dienstleister aus Kerzers bei Bern schickte einen schweren Elektro-Lkw, basierend auf einem Volvo FH, noch deutlich weiter als nach Hannover. Ziel der Fahrt war Valencia in Spanien, wo Fahrer Balint Schnell – seit fünf Jahren bei Krummen Kerzers beschäftigt – Orangen laden sollte.
Der Unterschied zur Fahrt von Jens Bahrmann: Im Fall der Spanien-Fahrt planten die Disponenten mit Ladestopps, alles andere wäre nicht machbar gewesen. Angesichts nur weniger Ladesäulen südlich von Barcelona gestaltete sich das jedoch auch als schwierig. „Impossible“ hätten spanische Fahrer vor Ort erklärt – „unmöglich“. Doch am Ende klappte das Unterfangen und Schnell kehrte mit den beliebten Citrusfrüchten heim und ein ein neuer Reichweitenrekord war erstellt.
Drei Tonnen CO2 eingespart
Die Bilanz von Firmenchef Peter Krummen: „Rekord hin oder her: Entscheidend für uns ist die Tatsache, dass mit dieser Fahrt wichtige Erkenntnisse zum Einsatz von E-Lkw im Langstreckenverkehr gewonnen wurden und knapp drei Tonnen CO2 eingespart wurden.“