Ford und Deutsche Post DHL: Streetscooter Work XL rollt an
Noch in diesem Jahr verstärkt eine Vorserie aus 150 elektrisch angetriebenen Streetscooter Work XL die Lieferflotte von DHL.
Basis der mit einem Kofferaufbau ausgerüsteten Lieferwagen ist der Ford Transit. Diesen liefert Ford direkt aus dem Produktionswerk in der Türkei nach Aachen ins Werk von Streetscooter. Dort erhält das Fahrgestell sowohl den Aufbau als auch den batterieelektrischen Antriebstrang. Getreu der gängigen Streetscooter Nomenklatur ordnet die Post die neue große Baureihe als Work XL den kleineren Brüdern Work und Work L bei.
Perspektivisch sollen aus den ersten 150 Fahrzeugen bis Ende 2018 insgesamt 2.500 Einheiten werden. Pro Streetscooter Work XL und Jahr sparen die Projektpartner eigenen Angaben zu Folge etwa fünf Tonnen CO2 und 1.900 Liter Diesel ein. Bei den geplanten 2.500 Lieferwägen summiert sich das auf 12.500 Tonnen CO2 und 4,75 Millionen Liter Diesel.
„Das neue Modell Streetscooter Work XL erweitert unsere E-Flotte für den Nutzfahrzeugbereich“, sagt Jürgen Gerdes, Konzernvorstand Post-eCommerce-Parcel von Deutsche Post DHL. „Es ist das optimale Fahrzeug für die Paketzustellung in Großsstädten und Ballungsräumen und wird uns in die Lage versetzen, die wachsenden Paketmengen noch umweltfreundlicher nämlich schadstofffrei und leiser zu bewältigen.“ Tatsächlich stamme der Strom, mit dem die XL-Flotte „betankt“ wird rein aus regenerativen Energiequellen. „Dieses Gemeinschaftsprojekt wird Europas größter Produzent von emissionsfreien, mittelgroßen E-Transportern sein und es kommt genau zur richtigen Zeit“, sagt Steven Armstrong, Group Vice President und President Europe, Middle East und Afrika bei Ford. „Busse, Autos und natürlich Lieferfahrzeuge spielen eine wesentliche Rolle in unserem Leben, aber wir müssen Wege finden, sie noch sauberer zu machen.“ Dieses Projekt sei daher ein großer Schritt auf diesem Weg.
Bei einem anvisierten Einsatzalltag von bis zu 200 Stopps und Anfahrvorgängen in der Paketzustellung pro Tag und bis zu 300 Einsatztagen im Jahr braucht der Transit-Umbau auch das nötige Rüstzeug. Streetscooter versieht den Wagen im Aachener Werk mit einer Lithium-Ionen-Batterie, die einen bis zu 150 kW und 300 Nm starken Synchronmotor speist. Modular aufgebaut sind Batterien von 30 bis 90 kWh verfügbar. Damit betrage die Reichweite zwischen 80 und 200 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 85 km/h, genug also für den innerstädtischen Einsatz. Der Koffer bietet 20 Kubikmeter Platz, die Zuladung beträgt 1.350 Kilogramm. Damit überschreitet der Transit-Streetscooter zwar die 3,5-Tonnen-Grenze, darf aber dank der Sonderregelung, die Elektrotransportern bis zu einer Tonne Spielraum einräumt auch mit einem Gesamtgewicht von 4.250 Kilogramm mit dem Führerschein Klasse B bewegt werden, sodass die eingesetzten Fahrer keinen zusätzlichen Führerschein benötigen. Bei der Verarbeitung indes gibt sich der XL wie seine reinen Streetscooter-Brüder robust. Die Übergänge vom sauber verarbeiteten Ford-Fahrgestell zum zweckmäßigen Streetscooter-Aufbau sind deutlich zu sehen. Doch letztlich ist der Wagen vor allem als Werkzeug zu sehen.
Darum dürfte auch abseits der DHL-eigenen Flotte eine Nachfrage im freien Markt bestehen. DHL selbst kann diese zwar nicht beziffern, „aber ich glaube, sie ist gewaltig“, so Gerdes. Dennoch gehe zunächst der Eigenbedarf vor und es sei tatsächlich noch gar nicht final entschieden, ob die XL-Variante in den freien Verkauf geht. Ein zweites Werk ist dennoch geplant. Schließlich bewegt sich die Flottengröße von DHL deutlich im fünfstelligen Bereich. Es gibt also noch viel zu tun für Streetscooter.