Nur modernste Diesel können Fahrverboten entgehen
Diesel-Pkw werden durch neue Software nicht sauber genug, um Fahrverbote zu verhindern. Das ergaben Modellrechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) im Auftrag von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Danach wird die Stickstoffdioxidbelastung in deutschen Städten durch Updates lediglich um drei bis sieben Prozent gesenkt, was für fast 70 Städte nicht ausreiche, um den Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter einzuhalten, der in der EU zum Schutz der menschlichen Gesundheit gilt. Die Wirkung der von den Automobilherstellern angebotenen Umtauschprämie liegt demnach zwischen null und zwei Prozent.
Deutlich höher wäre die Wirkung der Prämie, wenn sie nur für Euro-6-Diesel gezahlt würde, die geringe reale Emissionen bei Tests auf der Straße nachweisen müssten, betonte Hendricks (Euro 6d). „Für die Umwelt ist es am besten, wenn die Prämie dazu motiviert, vor allem kleine und sparsame Autos zu kaufen“, sagte sie. Aktuelle Euro-6-Diesel, die noch nicht unter Alltagsbedingungen getestet werden, stoßen nach UBA-Angaben sechsmal mehr Stickstoffoxide aus als zulässig und seien vor Fahrverboten nicht gefeit. Die ersten Modelle der Euro-6-d Norm kommen im Herbst auf den Markt.
Hendricks sieht die Autobauer bei technischen Nachrüstungen in der Pflicht. „Es kann nicht sein, dass sich einige Hersteller selbst vor Software-Updates drücken“, sagte sie. Die Weigerung der Autoindustrie, sich mit Nachrüstungen am Motor zu befassen, sei für sie nicht akzeptabel. Hier sollten schnell Lösungen entwickelt werden, wobei die Hersteller die Kosten vollständig tragen müssten.
Die Zahlen des UBA zeigten das „deutliche Verbesserungspotenzial“ der auf dem Dieselgipfel vereinbarten Maßnahmen, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Software-Updates, Umstiegsprämien und Bestandserneuerung seien ein „Gesamtpaket, das bei breiter Umsetzung die Schadstoffbelastung vermutlich stärker reduzieren würde als Fahrverbote“, stellt der VDA fest und geht dabei von 12 bis 14 Prozent aus. Eine Hardware-Nachrüstung sei meist technisch nicht umsetzbar, weil bei der Vielzahl der betroffenen Modelle der Platz für den Einbau eines SCR-Kats und des dazugehörigen AdBlue-Tanks fehle, erläutert der Verband. Die Autobauer setzen stattdessen auf den Verkauf von Neuwagen: „Unternehmensmaßnahmen zur Flottenerneuerung sind daher besser geeignet als Hardware-Instrumente.“