Diesel-Urteil: Logistikverbände mahnen zur Umsicht

01. März 2018
Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig zu den Diesel-Fahrverboten löst bei den Logistikverbänden Skepsis aus. Anders als die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die das Ganze als großen Tag für saubere Luft feiert, mahnen die Logistiker für Augenmaß sowie für Förderungen von Alternativen.
Während die DUH den Umstand begrüßt, dass „der Gesundheitsschutz vor wirtschaftliche Interessen“ gestellt werde, mahnen die Wirtschaftsverbände, dass das Urteil vor allem zu Lasten der Logistikunternehmen und Handwerksbetriebe gehe.
Der Deutscher Speditions- und Logistikverband (DSLV) beispielsweise erkennt den dringenden Handlungsbedarf der Kommunen an. Das Transportgewerbe beziehungsweise der Verkehr an sich müsse etwas zur Luftqualität und damit zum Gesundheitsschutz beitragen. Dennoch betrachtet der DSLV die mögliche Folgen der Urteilsverkündung mit Sorge: Der Verband fordert die Städte auf, sich schnell zu sogenannten Smart Cities weiterzuentwickeln. Mit digitalen Leitsysteme etwa lasse sich der Verkehrsfluss optimieren. Des Weiteren sei es schlicht unmöglich, kurzfristig auf den Einsatz von Dieselfahrzeugen zu verzichten. Eine Versorgung der Innenstädte sei dann nicht mehr zu gewährleisten.
Auch die Bundesvereinigung Logistik (BVL) plädiert für differenzierte Entscheidungen mit Augenmaß und weist auf Alternativen zu Diesel-Fahrverboten hin. Der Diesel sei nicht allein verantwortlich für die schlechte Luftqualität und neben den bekannten Antriebsalternativen gebe es noch viel Potenzial in der City-Logistik.
Der Bundesverband Möbelspedition und Logistik (AMÖ) geht noch einen Schritt weiter. Die Möbellogistiker fordern die Kommunen auf, Nutzfahrzeuge mit den Schadstoffklassen Euro 5 und 6 des Wirtschaftsverkehrs bei Fahrverboten auszunehmen. Es sei nicht vermittelbar, dass erst wenige Jahre alte Fahrzeuge plötzlich nicht mehr der Rechtslage entsprechen.
Mit dem Blick auf den Mittelstand schlagen die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer sowie der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) Alarm. Es treffe an dieser Stelle Unternehmen „bis ins Mark“, obwohl sie das Problem nicht verursacht hätten.