DIHK: Keine Besserung bei Lieferkettenproblemen

17. März 2022 Newsletter
Mehr als 28.000 Unternehmen äußerten sich bei einer aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage über das Ausmaß ihrer Lieferkettenprobleme. Seit dem Ukraine-Krieg hat sich die Lage verschärft. Betroffen von den Lieferkettenproblemen sind demnach alle deutschen Wirtschaftsbereiche, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung. Und die Situation hat sich nicht verbessert: Die Umfrage wurde Anfang des Jahres durchgeführt, seit dem Beginn der Kriegshandlungen in der Ukraine am 24. Februar hat sich die Lage laut DIHK-Vizepräsident Ralf Stoffels und DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier nochmals verschärft.
Weitere Störungen durch Sanktionen
Die DIHK habe daher eine weitere Blitzumfrage gemacht: „60 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie zusätzliche Störungen in Lieferkette und Logistik als Folge der Sanktionen und Gegensanktionen gegen Russland verzeichnen und damit eine wesentliche Verschärfung der Lage befürchten“, sagte Treier bei einer Online-Pressekonferenz.
Deutschlandweit hatten 28.000 Unternehmen auf die Umfrage geantwortet. Demnach berichteten 36 Prozent der Unternehmen über alle Branchen hinweg, von Lieferkettenproblemen erheblich betroffen zu sein, 32 Prozent gaben an, immerhin im mittleren Umfang betroffen zu sein. Schwierig ist die Lage vor allem bei Industrieunternehmen - jedes zweite Unternehmen ist laut Treier von den Schwierigkeiten im erheblichen oder mittleren Umfang betroffen, allen voran die Bereiche Elektrotechnik und Maschinenbau (92 Prozent), Kraftfahrzeugbau (91 Prozent) und Chemische Industrie (89 Prozent).
Transportunternehmen bemerken starke Preiserhöhungen
Lieferschwierigkeiten bedeuten aber nicht nur fehlendes Material für die Produktion oder lange Lieferzeiten etwa aus Asien, sondern auch Preissteigerungen. Davon sind der Umfrage zufolge beispielsweise auch die Dienstleister betroffen: Von den Unternehmen aus dem Bereich Verkehr und Lagerei gaben knapp zwei Drittel (64 Prozent) beziehungsweise knapp ein Viertel (24 Prozent) an, von erheblichen oder mittleren Preiserhöhungen betroffen sein.
Spediteure fordern schnelle Entlastung
„'Eine schnelle Entlastung muss her, sonst ist es billiger, die Lkw nicht zu fahren' – das habe ich schon von einigen Spediteuren gehört“, sagte DIHK-Vizepräsident Ralf Stoffels. Stoffels, der selbst ein mittelständisches Unternehmen leitet, das Silikonkautschuk verarbeitet, hat Verständnis für die Logistiker, auch wenn es für die produzierenden Unternehmen schwierig sei, wenn nicht alles abtransportiert werden könne.
„Die Spediteure können gar nicht anders, als ihre gestiegenen Kosten ebenfalls weiterzugeben“, sagte er. Dazu gehören nicht nur die rasant gestiegenen Kraftstoffkosten, sondern speziell in NRW auch die Wegekosten, die durch die Umfahrung der maroden A 45-Brücken entstünden.
Logistiker rechnen nicht mit schneller Besserung
Laut Treier zeigt sich die Logistikbranche, die mit ihrer Arbeit auch systemkritisch sei, auch ausgesprochen pessimistisch: Zu Jahresanfang rechnete nur ein Prozent mit einer Besserung in den nächsten drei Monaten, fünf Prozent der Unternehmen setzten auf einen Aufwärtstrend in drei bis sechs Monaten und nur ein Fünftel war demnach überzeugt, wenigstens im zweiten Halbjahr Licht zu sehen. 39 Prozent wagten gar keine Einschätzung.
Unternehmen wollen wieder mehr Lagerhaltung
Wie mit den Lieferengpässen umgehen? Ein Großteil (71 Prozent) der auslandsaktiven Unternehmen gaben demnach an, an erster Stelle die Preissteigerungen an die Kunden weitergeben zu wollen, was laut Treier die Inflation erhöhen könnte. An zweiter Stelle (58 Prozent) stehen aber auch Überlegungen, die Lagerhaltung wieder zu erhöhen, um künftigen Engpässen zu begegnen – „dies wird die internationale Arbeitsteilung wieder deutlich schwieriger machen“, sagte Treier. Ebenfalls 58 Prozent der befragten Unternehmen wollen neue oder zusätzliche Lieferanten für benötigte Rohstoffe, Waren oder Vorprodukte suchen.