Dover: P&O Ferries entlässt 800 Mitarbeiter
Das britische Fährunternehmen P&O Ferries hat ohne Vorankündigung 800 Mitarbeiter entlassen. Der Protest darüber soll offenbar britische Häfen lahmlegen. Medienangaben zufolge haben sich Lkw-Staus gebildet. Die Situation in Dover sei chaotisch.
Die Schiffe seien aufgefordert worden, Passagiere und Güter zu entladen, teilte das Unternehmen P&O mit. „Wir gehen in allen unseren Häfen von ernsten Störungen aus.“ P&O gehört seit 2019 zum Konzern DP World aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, einem der weltweit größten Hafenbetreiber. Betroffen waren neben Dover und Calais auch die Verbindungen zwischen Cairnryan und Larne, Hull und Rotterdam sowie zwischen Liverpool und Dublin.
P&O will Verluste kompensieren
„Passagiere und Lkw-Fahrer saßen in der Abfertigung fest“, berichtet die Internetplattform Kentlive. P&O begründete die Entlassungen mit Verlusten in Höhe von 100 Millionen Pfund (etwa 119 Millionen Euro) infolge des pandemiebedingten Einbruchs des Reiseverkehrs. Politiker haben das Vorgehen verurteilt, Gewerkschaften zur öffentlichen Unterstützung für die Demonstrationen in Dover, Liverpool und Hull aufgerufen.
Leiharbeiter als Ersatz
Den entlassenen Arbeitnehmern wurde nach Angaben des britischen Verkehrsministers Robert Courts mitgeteilt, dass in der Nähe billigere Leiharbeiter von Drittfirmen warteten, um ihren Platz einzunehmen. Der Gewerkschaft Nautilus International zufolge wurden die Besatzungen von angeheuerten Sicherheitsleuten zum Teil mit Handschellen von den Schiffen geführt.
Brexit-Folge: Stundenlange Staus
Für Lkw-Fahrer gehören Brexit-Verspätungen von mehreren Stunden in Dover inzwischen ohnehin zum Alltag. Seit der Einführung von Grenzkontrollen stehen Spediteure auf dem Weg nach Europa immer wieder im Stau. Wenn im Sommer weitere Neuregelungen in Kraft treten, könnte sich die Lage noch verschlimmern. Aus Sicherheitsgründen sind Daten zu den Verspätungen nicht öffentlich zugänglich. Der Branchenverband Road Haulage Association (RHA) schätzt, dass landesweit zudem 11.000 Lkw-Parkplätze fehlen – „mit Lkw-Fahrern, die keinen sicheren Ort zum Essen, Schlafen und für den Zugang zu Toiletten haben“.