Dreifacher Preissprung bei LNG

05. Sept. 2022 Newsletter / Transport & Verkehr
Die Gaskrise stellt auch Spediteure vor große Herausforderungen. Beispiel Reinert Logistics: Das Unternehmen mit Sitz in Schleife in der Oberlausitz arbeitet seit Jahren daran, nachhaltiger zu werden und unterstreicht das mit der Initiative „We go green“. Investitionen in klimafreundliche Fahrzeuge sind ein Teil der Maßnahmen. So hat Reinert Logistic seit 2019 in LNG-Fahrzeuge investiert und betreibt heute mit 400 LNG-Lkw eine verhältnismäßig große Flotte. Förderprogramme der Bundesregierung und ein langjährig stabiler Gaspreis haben die Investitionsentscheidung in diese Richtung beeinflusst. Doch nun hat sich die wirtschaftliche Großwetterlage zunehmend verdüstert – und das nicht erst seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. „Der LNG-Preis hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht und liegt Ende August 2022 bei über vier Euro brutto pro Kilogramm“, erklärt Firmenchef René Reinert gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell.
Internationales Geschäft mit multiplen Faktoren
Eine Sprecherin von BayWa führt die Preisexplosion vor allem auf den russischen Angriffskrieg zurück. „Auffällig ist, wie stabil der LNG-Preis bis Jahresende 2021 war und wie volatil in diesem Jahr. Das hängt mit der gesamten Marktsituation zusammen, in der wir uns seit dem 24. Februar befinden, und seinen Folgen für die Energieversorgung“, erklärt die Sprecherin. Und: „Der Handel mit LNG ist ein internationales Geschäft mit multiplen Faktoren, die den Preis bestimmen.“
80 LNG-Fahrzeuge bereits stillgelegt
Momentan ist LNG als Kraftstoff mehr als doppelt so teuer wie Diesel. Pro Lkw bedeutet das bei Reinert monatliche Mehrkosten von über 4.000 Euro. Es ist zwar möglich, einen Teil davon über Floater an die Kunden weiterzugeben. Allerdings nicht zu 100 Prozent. „Auch nicht annähernd“, sagt Reinert. Für sein Unternehmen bedeutet das, seine LNG-Flotte nicht mehr rentabel betreiben zu können. 80 LNG-Lkw hat er bereits stillgelegt. Weitere werden in den kommenden Wochen folgen. Warum nicht alle auf einmal? „Wir können nur schrittweise aus unrentablen Verträgen aussteigen.“
Wenig Alternativen zum Diesel
Bisher sieht der Unternehmer im schweren Lkw-Verkehr wenig Alternativen zum Diesel. „E- oder Wasserstoff-Lkw sind bis dato kaum verfügbar und noch nicht wirtschaftlich einsetzbar. Die bis heute einzige brauchbare Alternative sind Gas-Lkw in Form von LNG und CNG.“ Wie könnte ein Ausweg aus dieser Situation aussehen? „Es braucht staatliche Hilfen, um diese Krise zu überstehen. Denn die Reserven der Unternehmen sind endlich, und ein Ende der Gaskrise ist nicht in Sicht.“
Rückwirkender Ausgleich der LNG-Mehrkosten
Reinert fordert von der Politik eine Unterstützung in der Form eines rückwirkenden Ausgleichs der LNG-Mehrkosten verglichen mit dem Diesel. Trotz aller Widrigkeiten ist Reinert weiterhin von LNG überzeugt: „Mit dem ab 2023 verfügbaren Bio-LNG, das in Deutschland und Europa aus Abfällen und Reststoffen hergestellt wird, haben die Betreiber von LNG-Fahrzeugen und deren Kunden eine hervorragende Perspektive.“