Drohnen-Linienflugbetrieb auf der letzten Meile
HHLA Sky, das Technologie-Start-Up des Hamburger Hafen und Logistik (HHLA), entwickelt Software und Drohnen für den bundesweit ersten Drohnen-Linienflugbetrieb. Wie die HHLA-Tochter mitteilt, kommen die fliegenden Roboter auf der letzten Meile zum Einsatz und übernehmen Lieferungen, Inspektionen und Monitoring am Hamburger Hafen.
Dass Drohnen in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden, habe die HHLA frühzeitig erkannt. Auf dem Weltmarkt sei zu diesem Zeitpunkt keine Technologie zu finden gewesen, die den Drohnenbetrieb von A bis Z automatisierte. Im Jahr 2018 gründete das Logistikunternehmen Hamburger Hafen und Logistik (HHLA) ein Technologie-Start-up für Drohnensysteme: HHLA Sky. „Weil Innovationen schon immer die HHLA antreiben“, erklärt Gronstedt im Gespräch mit der Fachzeitschrift trans aktuell die Gründung, an der er beteiligt war.
HHLA Sky entwickelte daraufhin eine eigene Prozessmanagement- und Leitstands-Software sowie Drohnen. „Wo bringt die Technologie tatsächlich einen Mehrwert?“ Den konkreten Nutzen von Anfang an zu identifizieren, ist laut Gronstedt wichtig. Im Drohnenbetrieb sei das die Skalierbarkeit. Also habe man konsequent daraufhin entwickelt.
Lieferung, Inspektion und Monitoring
Die fliegenden Roboter von HHLA Sky sind mittlerweile in drei Bereichen im Einsatz: Liefern, Inspizieren und Monitoren. Das Thema Cybersicherheit hat die Entwicklung von Beginn an begleitet. Sicherheitsmechanismen sollen verhindern, dass Unbefugte Routen manipulieren oder Drohnen und deren gesammelte Sensordaten übernehmen. Die X4-Drohne, eine Monitoring-Drohne, sammelt zum Beispiel Daten in Sicherheitsbereichen. Im Hamburger Hafen können Monitoring-Drohnen auch kontrollieren, ob an Schiffen Öl ausläuft oder die Schiffsmotoren mehr Emissionen als erlaubt ausstoßen. Umweltmonitoring nennt sich dieses Einsatzgebiet. Angefangen habe HHLA Sky allerdings mit Inspektions-Drohnen und der mittlerweile KI-gestützten Inspektion von Containerbrücken im Hamburger Hafen, so Gronstedt.
Die X25-Drohne dagegen eignet sich für den Einsatz auf der letzten Meile. Sie fliegt bis zu 25 Kilometer weit und transportiert bis zu zehn Kilogramm schwere Ware. Der sogenannte Octocopter mit acht Propellern ist sogar an einer Deutschland-Premiere beteiligt. Ende Februar dieses Jahres hat die ortsansässige Koerschulte Group in Lüdenscheid (Nordrhein-Westfalen) den bundesweit ersten kommerziellen Drohnen-Lieferbetrieb gestartet. Gebaut hat die Drohnen der Hersteller Third Element Aviation. HHLA Sky entwickelte die Software, mit deren Hilfe ein Drohnenpilot, der im sogenannten Integrierten Control Center sitzt, mehrere Flüge gleichzeitig steuern kann.
Die Drohnen transportieren Werkzeug und andere Güter des Metallwarenhändlers Koerschulte. Vor allem Expresslieferungen oder Kleinteile für kritische Produktionsprozesse mit einem Gewicht von zwei bis sechs Kilogramm. Der Lieferbetrieb sei von Beginn an auf Effizienz getrimmt. „Es handelt sich nicht um ein Projekt, sondern um einen kommerziellen Betrieb“, stellt Gronstedt klar.
Zukunftstechnik in der Gegenwart
Die Koerschulte Group habe die Chance gesehen, sich das Geschäft zugetraut und den Bereich aufgebaut. Sogenannte „First Mover“ wie Koerschulte würden zeigen, dass der kommerzielle Lieferbetrieb per Drohne kein fernes Zukunftsszenario mehr ist: „Das passiert jetzt.“
Es funktioniere, weil die Vorteile auf der Hand liegen. Effizienz, Qualität und Sicherheit nennt Gronstedt als Schlagworte. Die Batteriebetriebenen Drohnen sind umweltfreundlich und ihre Lieferungen berechenbar, denn sie fliegen über Staus hinweg. Im Fall von Lüdenscheid überfliegen sie die Verkehrsbehinderungen, die durch den Neubau der Rahmedetalbrücke an der A45 entstehen. Relativ sicher sind sie laut Gronstedt unter anderem, weil ein Drohnenpilot die Flüge aktiv überwacht und das Luftfahrtbundesamt jede Route überprüft.
Das Luftfahrtbundesamt erteilt die Genehmigungen für die Routen. So dürfen die Lieferdrohnen in Lüdenscheid bald fünf weitere Routen nutzen. Denn Drohnen sind genauso wie Flugzeuge Teilnehmer am Luftverkehr, und die Betreiber müssen sich an die geltenden Regularien halten. Drohnen-Transporte dürfen über dem Hamburger Hafen beispielsweise nicht stattfinden. Denn der Hafen befindet sich in einer sogenannten Flugkontrollzone. Zwei Flughäfen liegen in unmittelbarer Nähe: der Hamburger Flughafen und der Werksflughafen von Airbus. Und wo bemannte Flugzeuge fliegen, gelten für unbemannte Drohnenflüge besonders strenge Auflagen.