DSLV: Branche in der Krise
Auf der Mitgliederversammlung des DSLV in Berlin beklagt der Verband die aktuelle Situation der Transport- und Logistikbranche. Insbesondere die gesunkenen Mengen und die Überbürokratisierung, vor allem beim Thema Nachhaltigkeit, bereiten Sorgen.
„Noch nie habe ich eine so negative Stimmungslage bei unseren Mitgliedern verspürt wie aktuell“, sagte Axel Plaß, Unternehmer und Präsident des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV), anlässlich eines Pressegesprächs bei der DSLV-Mitgliederversammlung in Berlin. Anders als bei vergangenen Wirtschaftskrisen - wie etwa im Rahmen der Corona-Pandemie - sei aber jetzt ein Ende des wirtschaftlichen Niedergangs nicht abzusehen. „Die Auswirkungen der jetzigen Krise kann sich unsere Branche nicht leisten“, sagte Plaß.
Deutlicher Mengenrückgang
Die Probleme der Branchenunternehmen reichen von Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung bis zum Wegbruch von Mengen sowie Kundenbeziehungen, etwa weil die herstellenden Unternehmen die Produktion drosseln oder ins Ausland verlagern. „Kunden halten Investitionen zurück, das merken die Logistikunternehmen an der vollen Flanke“, sagt Plaß. Auch im Außenhandel: Der Hamburger Spediteur bezeichnete die Lage in den Häfen als katastrophal - neben einem bis zu zweistelligen Rückgang der Mengen auch wegen einer schlechten Performance der Häfen, verursacht auch durch Arbeitskämpfe.
Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des DSLV, führte zudem die steigenden Insolvenzzahlen an als Zeugnis für die schlechte Lage an - wenn auch diese meist Unternehmen aus dem Bereich Transportlogistik beträfen. Dies sei eine besorgniserregende Entwicklung, auch wenn es momentan einen Frachtraumüberhang gebe. Das Blatt könne sich aber schnell wenden.
Spärliche Margensituation
„Die Insolvenzzahlen kommen bei unseren Mitgliedern glücklicherweise nicht an“, sagte Huster. Nach einem Rekordumsatz 2022 von 141 Milliarden Euro und einem Rückgang 2023 um gut zehn Milliarden Euro erwarten die Verantwortlichen demnach für dieses Jahr, wenn überhaupt, eine „Konstanz beim Rückgang“, sagte Huster, die Margensituation sei deutlich spärlicher geworden.
„Die Erlössituation wird sich mehr als halbieren“, prognostizierte Dr. Micha Lege, Präsident des Verbands Spedition und Logistik (VSL) in Baden-Württemberg. Im Südwesten schwächeln vor allem OEM und Zulieferer, was sich auf den Transport und die Kontraktlogistik niederschlage. „Wir sehen momentan eine Deindustrialisierung in Deutschland“, sagte Lege.
Neun Milliarden Euro Mehrkosten durch CO2-Aufschlag
Der Spediteur benannte neben den beständig steigenden Lohnkosten auch die CO2-Kosten - in Form von Mauterhöhung und als Aufschlag beim Kraftstoff - als Bremse für ein Wachstum der Unternehmen. Dieser CO2-Aufschlag komme der Branche mit insgesamt neun Milliarden Euro Mehrkosten teuer zu stehen.
Um die Mauterhöhung vollumfänglich aufzufangen, müssten die Unternehmen zehn Prozent mehr Umsatz machen, kritisierte Lege die Kostensituation.
Aber auch die Kosten rund um das Thema Nachhaltigkeit liegen den Unternehmen schwer auf der Tasche: Das Energieeffizienz-Gesetz, die CSRD-Richtlinie oder das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz bedeuten laut den Verbandsvertretern eine große Belastung, vor allem für den Mittelstand. Unternehmen müssten entweder eine komplette Personalstelle für die Bearbeitung der Berichtspflichten abstellen, oder viel Geld für externe Berater zahlen.
Weniger Regulatorik
Laut Frank Huster laufen bei den ESG-Themen sowie anderen Vorschriften viele Anforderungen nebeneinander, sowohl auf europäischer als auch auf nationaler: „Die Anforderungen müssen dringend synchronisiert werden, das Silodenken der Behörden muss aufhören und die Ministerien müssen endlich miteinander reden, anstatt die Unternehmen doppelt zu belasten.“
Im Rahmen einer Bürokratie-Entlastung fordert der Hauptgeschäftsführer speziell für die Branche etwa Erleichterungen für die Unternehmen zur Beschäftigung von Drittstaatenangehörigen, eine einfachere und schnellere Visabeantragung sowie mehr Unterstützung der Unternehmen bei den Integrationsbemühungen. Dies würde auch das Personal der Behörden entlasten.
Druck verspüren die Unternehmen demnach auch aufgrund der Klimaziele. Laut Plaß habe eine Mitgliederbefragung ergeben, dass die Mehrheit der Unternehmen grundsätzlich bereit für einen Antriebswechsel sei. „Es gibt aber - sowohl von staatlicher Seite als auch von den OEM - einen fast planwirtschaftlichen Druck auf den gesamten Markt, möglichst schnell auf Zero Emission-Fahrzeuge umzusteigen“, sagte Plaß.
Laut Spediteur Micha Lege seien viele Unternehmen aber nach dem Stopp der KsNi-Förderung nicht in der Lage, die Investitionen in alternative Antriebe alleine zu bewältigen - deswegen müsse zumindest die Förderung der Infrastrukturwende weiter fortgesetzt werden.