DSLV-Bilanz: Versorgungssicherheit gefährdet
DSLV weist auf Unternehmertag auf Fachkräftemangel bei den Lkw-Fahrern hin. Das gefährde die Versorgungssicherheit. Höhere Preise erwartet.
Deutschlands Speditionen müssen sich mehr denn je in einem teilweise hart umkämpften europäischen Transportmarkt behaupten. Das machte der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) auf seinem zweitägigen Unternehmertag in Berlin nachdrücklich deutlich. DSLV-Präsident Mathias Krage bilanzierte, dass die Logistik „ein besonderes Wachstumssegment“ sei. So verzeichneten insbesondere die Kontaktlogistiker als Prozessgestalter für Industriekunden ein hohes Auslastungsvolumen. Das wirkte sich positiv auf die Beschäftigtenzahlen aus. „Und der Bedarf nach zusätzlichen Beschäftigten wächst kontinuierlich“, sagte Krage.
Allerdings verwies er auch auf den „zunehmenden Mangel an qualifizierten Berufskraftfahrern“. Dies wirke sich „deutlich auf die zukünftigen Personal- und Transportkosten und damit auf die Frachtpreise“ aus. Nach seinen Worten fehlen branchenübergreifend etwa 45.000 Fahrer. „Da greifen wir schon ins Leere und kannibalisieren uns“, schilderte er die Situation. „In einigen Regionen Deutschlands bleiben deshalb Fahrzeuge stehen.“ So sei der Anspruch auf universell verfügbare Waren bedroht. Deswegen prognostiziert er bereits im kommenden Jahr Entsorgungsengpässe, weil kein qualifiziertes Personal verfügbar sei. So führe das konjunkturbedingte Mengenwachstum in sämtlichen Teilmärkten die Speditionen an Kapazitätsgrenzen – mit Auswirkungen auf das Kosten- und Preisniveau.
Qualifizierte Mitarbeiter seien in der gesamten Branche eine entscheidende Größe. Das bezieht sich nicht nur auf die Kraftfahrer. Denn die Logistik benötige „international ausgebildete Hochschulabsolventen zahlreicher Disziplinen ebenso wie die im dualen System kaufmännisch Ausgebildeten“, bekräftigte Krage. „Uns fehlen auch die Disponenten, die die Prozesse zwischen Kundenwunsch und Realität koordinieren können“, verdeutlichte er. Wegen dieses Fachkräftemangels und des hohen Wettbewerbdrucks forderte er neue Lösungsansätze. Seiner Meinung nach kann die beschleunigte Migrantenintegration jedoch nur begrenzt dazu beitragen. Denn der Bedarf an qualifizierten Kräften übersteige deutlich das Angebot. Daher seien deutsche Logistikunternehmen zunehmend auf externe Dienstleister angewiesen. „Ohne die ausländischen Flotten liefe gar nichts mehr“, resümierte der DSLV-Präsident.
Flickenteppich beim Mindestlohn erschwert den internationalen Transport
Krage beklagte zudem den europäischen Mindestlohn-Flickenteppich. Dieser behindere die Logistik, „wenn für jede nationale Teilstrecke internationaler Transporte unterschiedliche Lohnbestimmungen gelten und deren Einhaltung aufwendig zu dokumentieren ist“. Dies wirke dem Ziel des gemeinsamen Binnenmarktes entgegen. Deshalb appellierte er an die künftige Bundesregierung, für rechtliche Rahmenbedingungen im europäischen Straßengüterverkehr zu sorgen und zu einer langfristig verbindlichen Ausgestaltung des EU-Arbeitnehmerentsenderechtes beizutragen.
Krage betonte, dass die DSLV-Mitgliedsunternehmen zu ihrer Umweltschutzverantwortung stünden. Deshalb forderte er die Fahrzeugindustrie und die Politik auf, „wirtschaftliche Alternativen zum Dieselfahrzeug marktreif zu machen, bevor gerichtliche Entscheidungen die Versorgungsadern der Kommunen kategorisch abklemmen“. Jedoch verdeutlichte er, dass es für Systemverkehre derzeit zu wenige Transportalternativen gebe. „Und auch die Bahn bietet für dieses Segment keine Lösungen“, berichtete Krage. Trotzdem unterstütze der DSLV das Ziel, das prognostizierte Verkehrsmengenwachstum verstärkt auf alternative Verkehrsträger zu lenken.
Eine künstliche Verteuerung des Lkw-Verkehrs ist fragwürdig
Die politischen Vorschläge „für eine künstliche Verteuerung des Lkw-Verkehrs sind daher markt- und ordnungspolitisch ebenso fragwürdig, wie die pauschale Forderung nach einer Halbierung der Trassenpreise des Schienenverkehr“, argumentierte der DSLV-Präsident. Gleichzeitig betonte er, dass sich der Verband zur Nutzerfinanzierung bekenne, „sofern die Gebühren dort reinvestiert werden, wo sie erhoben wurden“.
Zur Lösung drängender Fragen der Verkehrs-, Umwelt- und Sozialpolitik formulierte der Verband „Die Agenda der Logistik 2017-2021“. In diesem fachübergreifenden Forderungskatalog an die künftige Bundesregierung wurden fünf politische Handlungsfelder benannt: Infrastruktur, Digitalisierung, Umwelt, Soziales und Sicherheit. Das zwölf-seitige Papier sei „natürlich nicht endgültig und richtet sich auch nicht allein nur an die Politik“, kommentierte Krage.