DSLV sieht Handlungsbedarf auf der Schiene
Noch bevor Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) seinen für das Frühjahr angekündigten „Masterplan Schienengüterverkehr“ vorlegen kann, ist der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) mit dem Thema auf die verkehrspolitische Bühne gesprungen. Ein neues Positionspapier soll helfen, den Schienengüterverkehr leistungsfähiger zu machen. Zur Begründung schreibt der Verband, Güter könnten nicht warten, bis das System Schiene leistungsfähig sei. „Auf der A 2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet fahren die Lkw-Kolonnen inzwischen zweispurig nebeneinander, doch die Schiene ist derzeit keine wirkungsvolle Alternative zur Entlastung der Straße“, sagt Axel Plaß, Mitglied des DSLV-Präsidiums und Vorsitzender des Fachausschusses Schienengüterverkehr.
Das große Interesse der Spedition an einem leistungsfähigen Schienengüterverkehr sei bislang in der politischen Diskussion nur ungenügend berücksichtigt worden. Deshalb müsse der DSLV in künftige Entscheidungen zur Stärkung des Schienengüterverkehrs unbedingt einbezogen werden. Generell unterstützt der DSLV „die nachhaltige Lenkung des steten Wachstums der Güterverkehrsmengen auf die Schiene“. Ihr Anteil am Modal Split müsse spürbar gesteigert und die Straße entlastet werden. Dieses Ziel vor Augen, listet das Positionspapier zehn Maßnahmen für eine bessere Güterbahn auf. So werden die „Akteure des Systems Schiene“ zunächst aufgefordert, ihre Servicequalität deutlicher an den Kundenbedürfnissen auszurichten. Im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern habe die Schiene hier Defizite. Konkret müssten Pünktlichkeit, Verlässlichkeit sowie Kommunikation verbessert und die Innovationsdynamik deutlich gesteigert werden.
Die zügige Einführung längst etablierter Technologien zur Datenerfassung und Sendungsverfolgung könne die bessere Planbarkeit logistischer Prozesse unterstützen. Zu den zentralen Forderungen des DSLV gehört der diskriminierungsfreie Zugang zu den Schienennetzen. Derzeit richte der Infrastrukturbetreiber DB Netz seine operativen Aktivitäten zu stark am Bedarf konzerneigener Interessen aus. Zwar sei der Anteil der Privatbahnen am Schienengüterverkehr in den vergangenen Jahren gestiegen, Transparenz und Öffnung der Schienenverkehrsmärkte seien jedoch nicht ausreichend.
Um die Potenziale der Schiene weiter zu heben, müsse auch der intramodale Wettbewerb zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen weiter gefördert werden. Zugleich sollten diese sich auf ihre Kernkompetenz als Carrier beschränken und nicht gleichzeitig als Wettbewerber zu einer ihrer bedeutenden Kundengruppen auftreten. Denn durch die Ausweitung der logistischen Angebote der Bahnen entstehe auf dem Markt für Speditions- und Logistikdienstleistungen zusätzlicher Wettbewerb unter verzerrten Bedingungen. Außerdem würden dadurch Verlagerungshemmnisse aufgebaut. Von der EU-Politik fordert der Verband, die Wettbewerbsbedingungen der europäischen Landverkehrsträger anzugleichen und international gültige Rahmenbedingungen für den europäischen Schienengüterverkehr aufzubauen. „Erst eine privatwirtschaftliche Lenkung der Staatsbahnen wird diese zwingen, sich im Wettbewerb zu bewähren.“
Angeregt wird weiter, staatliche Fördermaßnahmen nicht allein auf den Kombinierten Verkehr (KV) zu beschränken. In den Förderumfang sollten – inklusive Anschubfinanzierung – auch Anlagen zum Umschlag nicht-containerisierter Waren und Massengüter einbezogen werden. Geeignete Anreize für Verlagerungen wären nach DSLV-Ansicht auch die finanzielle Förderung von Einzelwagenverkehren nach österreichischem Beispiel, die Streckenförderung nach Tonnenlastkilometern sowie Sonderabschreibungen auf Assets.
Zudem müssten bestehende Vorteile der Vor – und Nachlaufverkehre des KV auf alle multimodalen Verkehrsarten ausgedehnt sowie Gewichtsbegrenzungen des straßenseitigen Vor- und Nachlaufs hinterfragt und angepasst werden. In dem Zusammenhang verweist der Verband darauf, dass schon heute mehr als 30 Prozent der DSLV-Mitglieder den KV Straße/Schiene nutzten. Und 15 Prozent der im DSLV organisierten Speditionen und Logistikdienstleister würden Eisenbahnverkehrsunternehmen befrachten oder seien bereits gesellschaftsrechtlich an ihnen beteiligt.