DVR: Kein Abschalten mehr von Assistenzsystemen

20. Juni 2017
Fahrer sollen Assistenzsysteme an Bord ihrer Fahrzeuge nicht mehr abschalten können. Dafür macht sich der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) stark. Einzige Ausnahme könne ein temporäres Deaktivieren des Spurhaltesystems entlang von Baustellen sein, sagte DVR-Präsident Dr. Walter Eichendorf beim 23. DVR-Forum „Sicherheit und Mobilität“ am Montag in Frankfurt. Diesen Vorstoß wolle man auch an den Gesetzgeber herantragen, kündigte er an. Denn mit Sorge registriert der DVR, dass Lebensretter zwar an Bord sind, aber längst nicht immer genutzt werden – und ihr Potenzial damit verpufft.
Das gelte auch beim Anschnallen. Obgleich der Lkw-Gurt seit 25 Jahren in neuen Lkw vorgeschrieben und verpflichtend anzulegen ist, gibt es eine alarmierend hohe Zahl an Gurtmuffeln. Wie aus Kreisen von Kontrollbehörden zu hören ist, liegt die Anlegequote tagsüber zwar bei 75 Prozent, nachts dagegen nur bei 25 Prozent. Angesichts dessen forderte DVR-Präsident Eichendorf, die Sanktionen zu verschärfen. Ein Verwarnungsgeld von 30 Euro halte er nicht für ausreichend.
Ebenfalls nicht im Sinne der Verkehrssicherheit ist die hohe Zahl an Manipulationen an Fahrzeugen in Zusammenhang mit dem digitalen Tachografen. „Die Manipulationen sind besorgniserregend“, erklärte Andreas Marquardt, Präsident des Bundesamts für Güterverkehr (BAG). So hätten die Manipulationen inzwischen eine neue Dimension erreicht.
Betrügereien durch einen verbotenen Einsatz von Magneten bezeichnete er als Manipulation 1.0. „Aktuell sind wir bei Manipulation 4.0“, sagt er und führte aus, dass mit entsprechender IT Einfluss auf die Motorsteuerung der Fahrzeuge über den CAN-Bus genommen werde. Er warnt in dem Zusammenhang vor zwei Gefahren: zum einen durch übermüdete Fahrer infolge von Lenkzeitüberschreitungen, zum anderen vor Unfällen infolge von Systemausfällen bei Fahrzeugen. „Einen Bremsausfall bei einem 40-Tonner will ich mir nicht vorstellen“, sagte der BAG-Präsident.
Stichproben hätten zu Beanstandungsquoten von 26,5 Prozent geführt. Teilweise seien diese Eingriffe aber schwer nachzuweisen. „Wir sehen sie als Straftat an und geben sie an die Staatsanwaltschaft ab“, sagte Marquardt. Doch diese stelle die Verfahren meist ein, weil sie sich der Gefährlichkeit der Manipulationen nicht bewusst sei.