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Elvis-Marktreport: Impuls durch die Wirtschaft fehlt

02. Juni 2025 Newsletter
Der saisonale Transportmarkt ist auf einem guten Weg, die Kapazitäten sind allerdings geringer. Insgesamt fehlt ein Wachstumsimpuls durch die Wirtschaft. Das geht aus dem Marktreport des Europäischen Ladungs-Verbunds Internationaler Spediteure (Elvis) zum ersten Quartal 2025 hervor.
Der Verband rät angesichts geringer Marktpuffer „zu einer frühzeitigen Abstimmung zwischen Spedition und Verlader“. Insolvenzen und Reduzierungen in den Flotten haben die Transportkapazitäten dezimiert.

Elvis: Weitere Stagnation der deutschen Wirtschaft

„Die anhaltende Stagnation der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal verlangt von den Unternehmen Flexibilität und vorausschauende Planung, um auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig zu bleiben“, sagt Elvis-Vorstand Nikolja Grabowski mit Blick auf die aktuelle Marktlage. Der Transportmarkt verzeichne zwar eine saisonale Belebung, stößt jedoch – wie im Vorquartal prognostiziert – rasch an seine Kapazitätsgrenzen. Laut dem Marktreport steigen trotz ausbleibender Investitionsimpulse zudem die Preise für Lkw und Sattelzüge, was vor allem auf die zunehmende Verbreitung teurer Elektro-Modelle zurückzuführen sei.

Immobilienflaute und schwächelnder Automobilbereich

Der Elvis-Marktreport zeigt, dass die deutsche Wirtschaft auch im ersten Quartal des Jahres keine Trendwende einleiten konnte. Mit einem BIP-Anstieg von lediglich 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal liegt demnach die wirtschaftliche Entwicklung weiter geringfügig unter dem Vorjahresniveau (-0,2 Prozent). Während das Baugewerbe im Vergleich zum Vormonat leicht vom milden Frühjahr und angekündigten staatlichen Investitionen in die Infrastruktur profitiert (+2,1 Prozent), belasten die anhaltende Immobilienflaute sowie schwache Zahlen aus der Automobil- und Chemiebranche das gesamtwirtschaftliche Bild. So sank die Produktion chemischer Erzeugnisse im März 2025 gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,5 Prozent, während die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen lediglich um 1,5 Prozent zunahm.

Internet- und Versandhandel wächst laut Elvis-Marktreport

Einzig der Konsumsektor zeigt sich, insbesondere im Internet- und Versandhandel, mit einem Umsatzanstieg von 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestärkt. Dementsprechend zurückhaltend fällt auch die Einschätzung der Unternehmen zur aktuellen Marktsituation aus: Laut ifo-Index verschlechterte sich im April 2025 das Geschäftsklima um 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Dieser Rückgang signalisiert deutlich, dass die deutsche Wirtschaft weiterhin von großer Unsicherheit geprägt ist“, sagt Grabowski. Auch im Transportmarkt zeige sich ein gemischtes Bild. Einerseits stieg die Gesamtfahrleistung im März 2025 durch die saisonale Belebung deutlich im Vergleich zum Vormonat um 9,4 Prozent. Gleichzeitig nahm das Verhältnis von Fracht zu verfügbarem Laderaum im innerdeutschen Spotmarkt laut Elvis-Transportbarometer im April 2025 im Vergleich zum Vormonat schlagartig um 22,1 Prozent zu.

Transportmarkt stößt an seine Grenzen

„Diese aktuellen Daten aus den Osterwochen verdeutlichen, wie schnell verfügbare Kapazitäten ausgelastet sein können und der Markt an seine Grenzen stößt“, stellt Grabowski fest. Damit einher gehen die getrübten ifo-Konjunkturperspektiven für den Bereich „Güterbeförderung im Straßenverkehr“. Insbesondere die Geschäftserwartungen verschlechterten sich im April 2025 deutlich – sie sanken im Vergleich zum Vormonat um 30,1 Prozent. In einer nicht-repräsentativen Umfrage des Ladungsverbunds zeigen sich die befragten Speditionen etwas optimistischer: Rund 66,7 Prozent von ihnen gaben an, dass ihre Geschäftserwartung für die nächsten vier Wochen unverändert bleibt.

Preise für Lkw und Sattelzüge steigen – auch wegen Elektrifizierung

Obwohl die Investitionsbereitschaft der Fuhrparkbetreiber weiterhin verhalten ist, stiegen die Preise für Fahrzeuge weiter: bei Lkw um 2,5 Prozent, bei Sattelzügen sogar um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das liege jedoch nicht etwa an steigenden Preisen für klassische Diesel-Lkw: „Angesichts der um bis zu 30 Prozent rückläufigen Zulassungszahlen gehen wir davon aus, dass die gestiegenen Preisindizes vor allem auf die hohen Anschaffungskosten von Elektro-Lkw zurückzuführen sind, die den durchschnittlichen Fahrzeugpreis nach oben treiben“, erklärt Grabowski.

Elvis-Vorstand Nikolja Grabowski sieht Prognose bestätigt

„Die Entwicklungen des ersten Quartals bestätigen unsere Prognosen aus vorherigen Marktreports: Trotz moderatem Mengenwachstum waren die verfügbaren Transportkapazitäten nahezu sofort ausgelastet. Insolvenzen, verkleinerte Fuhrparks und andere Herausforderungen sorgen zusätzlich für geringe Marktpuffer und erschweren die Bewältigung von Nachfragespitzen“, sagt Grabowski. Ein signifikanter Ausbau der Fuhrparks sei angesichts der wirtschaftlichen Gesamtlage derzeit jedoch nicht zu erwarten, daher müssten sich, auch mit Blick auf saisonale Schwankungen und Feiertagswochen, Verlader und Speditionen frühzeitig abstimmen. Dabei sind Laderaum-Garantien mit zusätzlichen Kosten verbunden, die auch in Zeiten schwächerer Nachfrage vom Verlader berücksichtigt werden müssen, so der Experte.