EP: Straßen sollen sicherer werden - direkte Sicht für Lkw

21. Feb. 2019
Umgestaltete Lkw-Kabinen sollen Fahrern künftig eine verbesserte Sicht auf ihr Verkehrsumfeld ermöglichen und dabei helfen, Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern zu verhindern. Der vorgesehene neue Standard für eine direkte Sicht, für den der Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments (EP) gestimmt hat, soll den toten Winkel erheblich reduzieren. Die Abgeordneten votierten außerdem für zahlreiche weitere Sicherheitsstandards von Neufahrzeugen, darunter auch automatische Notbremssysteme (AEB) mit Fußgängererkennung. Jetzt müssen sich die europäischen Institutionen sich sputen, damit das neue Gesetz noch vor dem Ende der Legislaturperiode verabschiedet werden kann.
Die Unfallzahlen in der EU gehen nicht mehr merklich zurück und sind zum Teil sogar im Anstieg begriffen, es gibt immer mehr Fahrradfahrer und Fußgänger auf den Straßen, die Verkehrsteilnehmer werden zunehmend älter. Um diesen Einflüssen Rechnung zu tragen, sollen jetzt innovative Sicherheitssysteme im gesamten Automobilbereich zum Standard werden. Dazu gehören intelligente Geschwindigkeitsassistenten, eine Vorrichtung zum Einbau einer Alkohol-Wegfahrsperre, Müdigkeits- und Ablenkungserkennung des Fahrers, Notbremslicht und die Erkennung bei Rückwärtsfahren.
Bislang ist nicht festgelegt, welchen Bereich ein Lkw-Fahrer einsehen können muss. Die Abgeordneten verlangen, dass der tote Winkel vor dem Fahrersitz beseitigt und die toten Winkel durch die Seitenfenster „deutlich reduziert werden müssen“. Ein Schritt dahin sind Low-Entry-Fahrerhäuser, die von Herstellern bereits angeboten werden. Die EU-Kommission hatte dargelegt, dass bei einer verbesserten Direktsicht von Lkw-Fahrern jedes Jahr 550 Menschen weniger bei Verkehrsunfällen mit Lkw-Beteiligung ums Leben kämen. Der neue Standard soll für neu eingeführte Lkw-Modelle ab 2024 und für alle anderen neuen Trucks ab 2027 ein Muss werden.
Neu ist auch, dass für Lkw und Busse bereits vorgeschriebene vorausschauende Notbrems- sowie Spurhaltewarnsysteme jetzt auch für leichte Nutzfahrzeuge und Pkw zur Pflicht werden. Über alle Fahrzeugkategorien hinweg soll der Reifendruck systematisch überwacht werden. Dabei sollen die Hersteller dafür sorgen, dass die Menschen hinter dem Steuer die Lösungen akzeptieren und die neuen Funktionen verständlich erklärt werden. Daten, die bei Unfällen aufgezeichnet werden, müssen demnach anonymisiert werden.
Die neuen Typengenehmigungen sollen aber auch den Weg für automatisiertes und vollautomatisches Fahren ebnen. Die Lenker sollen sich langsam an die neuen Sicherheitsvorrichtungen gewöhnen „Vertrauen und Akzeptanz der Öffentlichkeit beim Übergang“ soll gefördert werden, heißt es aus dem Parlament. Das Papier wird Mitte März im Plenum abgestimmt, dann können die Gespräche mit dem Rat beginnen.