EU: Flächendeckendes Tank- und Ladenetz für E- und H2-Lkw

28. März 2023 Newsletter / Transport & Verkehr
Für Unternehmen ist der Einsatz von Elektro- und Wasserstoff-Lkw bislang eher schwer zu planen. Jetzt soll ein flächendeckendes Tank- und Ladenetzwerk für Abhilfe sorgen – und zwar auf dem gesamten TEN-V-Kernnetz der EU. Dafür haben das EU-Parlament und der Rat unter schwedischer Präsidentschaft am Dienstag den Weg freigemacht. Danach gibt es verbindliche Ziele, in welchen Abständen Flottenbetreiber eine Ladesäule oder Wasserstoff-Tankstelle vorfinden sollen.
Die neuen EU-Vorschriften für den Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) sehen bis 2026 mindestens alle 60 Kilometer eine Ladesäule für Pkw vor. Lkw-Fahrer sollen mindestens alle 120 Kilometer eine Ladesäule vorfinden. Bei Pkw müssen die Ladepools über eine Leistung von zunächst 400 kW und ab 2028 über 600 kW verfügen. Bei den Lkw-Ladeparks steht – abhängig von der Straße – eine Leistung von 1.400 bis 2.800 kW im Raum. 2028 sollen ferner alle sicheren Parkplätze mit jeweils zwei Ladestationen ausgestattet sein. Ausnahmen soll es in Regionen in Randlage oder mit sehr geringem Verkehrsaufkommen gelten. Infrastrukturziele gibt es auch für den Aufbau von Wasserstofftankstellen: Sie sollen ab dem Jahr 2031 mindestens alle 200 Kilometer auf dem TEN-V-Kernnetz auftauchen. Das TEN-V-Kernnetz umfasst die wichtigsten Langstreckenkorridore innerhalb der EU, die für den Güterverkehr besonders relevant sind.
Die ersten Reaktionen auf die Einigung fallen sehr positiv aus. Die Organisation Transport & Environment (T&E) erklärte, dass durch AFIR, der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, ein entscheidendes Hindernis für ehrgeizigere CO2-Flottengrenzwerte für Lkw beseitigt wurde, indem ausreichend öffentliche Ladestationen nun verpflichtend werden. T&E folgert aus der Einigung, dass die von der EU vorgeschlagenen CO2-Flottengrenzwerte für Lkw für 2030 nun deutlich angehoben werden können. Bisher sieht ein Vorschlag der EU-Kommission bis dahin eine CO2-Minderung von 45 Prozent vor.
Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber erklärte: „Um das Henne-Ei-Problem im Transportbereich und der E-Mobilität zu lösen, braucht es eine verlässliche Ladeinfrastruktur. Neben flächendeckender Verfügbarkeit in ganz Europa und einem zügigen Ausbau der Ladesäulen, ist die Verbraucherakzeptanz entscheidend für eine erfolgreiche Verkehrswende. Genau dazu wurde nach monatelangem Ringen endlich eine Einigung erzielt.“
Eine hohe Akzeptanz wollen die EU-Gremien auch dadurch erreichen, dass mit Blick auf die Preise ebenso Transparenz und Klarheit herrschen soll. Der Preis der Treibstoffe müsse pro kWh oder pro Kilogramm angezeigt werden, angemessen, leicht und eindeutig vergleichbar, transparent und nicht diskriminierend sein, heißt es. Laden und Tanken soll einfach mit Zahlungskarten, kontaktlosen Geräten oder in bestimmten Fällen mit einem QR-Code ermöglicht werden.
„Die neuen Regeln werden dazu beitragen, die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe ohne weitere Verzögerungen auszubauen und sicherzustellen, dass das Fahren und Laden eines Fahrzeugs der neuen Generation so einfach und bequem ist wie eines, das auf fossile Kraftstoffe angewiesen ist“, sagte der Berichterstatter im EU-Parlament, Ismail Ertug (SPD).