EU-Vorschlag: Hightech im Auto soll Verkehrstote verhindern

18. Mai 2018
Europas Straßen sollen sicherer werden. Damit weniger Menschen bei Unfällen ums Leben kommen oder verletzt werden, schlägt die EU-Kommission im Rahmen einer neuen Strategie unter anderem vor, dass Neuwagen serienmäßig mit Notbrems- oder Spurhalteassistenten ausgestattet werden. Bislang standen Fahrerassistenzsysteme meist nur in teuren Modellen zur Verfügung. Bei Lkw sollen Fußgänger- und Radfahrererkennung die Zahl der Unfälle reduzieren, außerdem will man hier Reifendruckmesssysteme zur Pflicht machen. Hintergrund ist, dass die Zahl der Verkehrstoten seit 2001 zwar um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist, es kamen 2017 aber immer noch rund 25 300 Menschen auf der Straße um, weitere 135 000 wurden schwer verletzt.
Wird das Maßnahmenpaket zur Straßenverkehrssicherheit vom Europäischem Parlament und den 28 Mitgliedstaaten akzeptiert, hätte die EU weltweit die fortschrittlichsten Sicherheitsstandards für neue Autos. „90 Prozent aller Verkehrsunfälle sind auf menschliches Versagen zurückzuführen. Die neuen obligatorischen Sicherheitssysteme, die wir heute vorschlagen, werden die Zahl der Unfälle verringern und den Weg in eine fahrerlose Zukunft des vernetzten und automatisierten Fahrens ebnen“, sagte Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska. Insgesamt werden 15 Maßnahmen vorgeschlagen. Dazu gehören auch eine verbesserte Direktsicht für Lkw- und Busfahrer, Rückfahrkameras, Alkoholsperren, verbesserte Sicherheitsgurte und Systeme zur Müdigkeitserkennung.
Die Kommission unterstützt die Mitgliedstaaten auch dabei, gefährliche Straßenabschnitte systematisch zu ermitteln und zielgerecht zu investieren. Beide Maßnahmen zusammen könnten von 2021 bis 2030 mehr als 10.000 Leben retten und fast 60.000 schwere Verletzungen verhindern, zeigt sich die Behörde überzeugt. Das wäre ein Beitrag zum langfristigen EU-Ziel, die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten oder Schwerverletzten bis 2050 auf nahezu null zu bringen („Vision Null“), zwischen 2020 und 2030 soll ihre Zahl um 50 Prozent zurückgehen. Eine angestrebte Halbierung der tödlichen Unfälle zwischen 2010 und 2020 wird wohl nicht mehr erreicht. Erstmalig bezieht die Kommission auch Schwerverletzte in ihre Zielsetzungen mit ein.
Allein die neuen Standards zur Fahrzeugsicherheit würden dafür sorgen, dass künftig pro Jahr mehr als 2.000 tödliche Unfälle verhindert werden, betont der Europäische Verkehrssicherheitsrat ETSC. „Die heutigen Ankündigungen könnten den größten Schritt für die Sicherheit im Straßenverkehr in Europa seit der Einführung des Sicherheitsgurtes darstellen“, bewertete ETSC-Direktor Antonio Avenoso das Kommissionspapier. Es sei aber wichtig, dass die Mitgliedsstaaten und das Europäische Parlament die Pläne unterstützten und „nicht dem Druck der Automobilhersteller nachgeben, die bereits versuchen, Teile des Fahrzeugsicherheitsvorschlags abzuschwächen“.
Mit ihrer Strategie für die Zukunft der Verkehrssicherheit will die Kommission Europa auch zu einem Vorreiter für vollautomatisierte und vernetzte Mobilitätssysteme machen. „Vollständig autonome Fahrzeuge sind zum Greifen nahe“, betont sie. Der Verkehr solle sicherer, sauberer und billiger werden. Vorgeschlagen wird darüber hinaus die Schaffung eines vollständig digitalen Umfelds für den Informationsaustausch im Güterverkehr. Dadurch soll der Verwaltungsaufwand verringert und der digitale Informationsfluss bei Logistikvorgängen erleichtert werden.