EU-Kommission: Neue Abgastricksereien

25. Juli 2018
Die EU-Kommission hat offenbar konkrete Hinweise auf erneute Tricksereien der Autobauer im Rahmen der neuen Abgastests. Das berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf ein Papier der Brüsseler Behörde. Die Auswertung der ersten Testergebnisse nach dem WLTP-Messverfahren deute darauf hin, dass die „offiziell von den Herstellern angegebenen Emissionswerte überhöht sein könnten“, heißt es darin. Daraus ergebe sich das „klare Risiko“, dass die geplanten EU-Einsparziele für den Flottenausstoß des Treibhausgases bis 2025 und 2030 unterlaufen würden.
Seit September 2017 sind die Autohersteller verpflichtet, die Einhaltung der Grenzwerte für die Zulassung der Fahrzeuge unter realen Fahrbedingungen zu testen (WLTP). Die Ergebnisse dieser Schadstoffmessung sind die Grundlage für die Berechnung des jeweiligen Flottenwertes eines Herstellers für das Jahr 2021, der wiederum die Höhe der geforderten Reduktion bestimmt. „Die Kommission befürchtet nun, dass die Konzerne den Ausgangswert künstlich hochtreiben, um in der Folge weniger Einsparungen leisten zu müssen“, schreibt das „Handelsblatt“.
Nach der Auswertung zahlreicher WLTP-Testberichte und Informationen von nationalen Aufsichtsbehörden hätten EU-Experten einige Belege für Unregelmäßigkeiten gefunden. Konkret hätten die von den Herstellern angegebenen Emissionen im Schnitt um 4,5 Prozent über dem tatsächlichen Ergebnis gelegen, heiße es in dem fünfseitigen Papier, das die Kommission vergangene Woche an den Rat und Europaabgeordnete geschickt habe. In Einzelfällen habe die Abweichung gut 13 Prozent betragen.
Unregelmäßigkeiten seien selbst bei Tests unter Aufsicht der Behörden festgestellt worden. Es gebe „einige Belege dafür, dass Hersteller ihre Testfahrzeuge so konfiguriert haben, dass die gemessenen WLTP-Emissionen überhöht sind“, heißt es in dem Schreiben. So sei etwa die Fahrzeugbatterie leer gewesen oder die Start-Stopp-Automatik des Motors ausgeschaltet worden. Dies habe bei den betroffenen Autos den CO2-Ausstoß um rund fünf Prozent erhöht.