Europa: Straßenverkehr ist nicht sicherer geworden

04. Apr. 2016
Die Zahl der Verkehrstoten in der EU geht kaum noch zurück. Das ergibt sich aus einer von der Europäischen Kommission veröffentlichten Statistik zur Straßenverkehrssicherheit 2015. Zwar seien in der Vergangenheit beeindruckende Fortschritte erzielt worden, der gegenwärtige Stillstand sei jedoch alarmierend, sagte Verkehrskommissarin Violeta Bulc. In Deutschland starben im vergangenen Jahr 43 Menschen pro eine Million Einwohner im Straßenverkehr, 2014 waren es 42 Personen.
„Wenn Europa sein Ziel einer Halbierung der Zahl der Verkehrstoten bis 2020 erreichen soll, muss noch viel mehr getan werden“, sagte Bulc. Die Mitgliedstaaten müssten sich mehr anstrengen. Die damit verbundenen Kosten seien wesentlich niedriger als die sozialen Kosten in Höhe von 100 Milliarden Euro, die durch Tote und Verletzte im Straßenverkehr entstünden. Im vergangenen Jahr starben in der EU 26.000 Menschen auf der Straße. Das sind zwar 5.500 weniger als im Jahr 2010, es sei aber auf EU-Ebene im Vergleich zu 2014 und 2013 keine Verbesserung zu verzeichnen.
Zu den gefährdeten Verkehrsteilnehmern gehören insbesondere Fußgänger und Radfahrer. Nach Schätzungen der Kommission ist für 2015 zudem von einer Zahl von 135.000 Schwerverletzten auszugehen. Eine solche Zahl werde erstmals veröffentlicht, da die Mitgliedstaaten mittlerweile begonnen hätten, vergleichbare und zuverlässige Daten zu Schwerverletzten im Straßenverkehr mitzuteilen. „Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem europäischen Konzept zur Verringerung der Zahl der Schwerverletzten“, unterstreicht die Behörde.
Insgesamt verlieren in Europa vergleichsweise wenig Menschen ihr Leben im Straßenverkehr. Mit 51,5 Fällen je einer Million Einwohner habe Europa eine der niedrigsten Quoten bei den Verkehrstoten überhaupt, betonte die EU-Kommission. In den Vereinigten Staaten starben 106 Menschen je eine Million Einwohner, weltweit waren es 174. Innerhalb der EU sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten groß. Während 2015 in Bulgarien und Rumänien 95 Menschen pro eine Million Einwohner im Straßenverkehr umkamen, gab es in Schweden 27 und in Malta 26 Opfer.
Die meisten Unfälle mit Todesfolge - 55 Prozent - ereignen sich dabei in ländlichen Gebieten, 38 Prozent treten im Stadtbereich auf. Nur durchschnittlich sieben Prozent aller Todesfälle passieren auf Autobahnen. Grundsätzlich sind Männer mit einem Anteil von 76 Prozent an den Unfalltoten besonders gefährdet. Die Kommission erhofft sich künftig erhebliche Verbesserungen der Straßenverkehrssicherheit durch die Fahrzeugautomatisierung und -kommunikation. Im zweiten Halbjahr 2016 will sie einen Masterplan für die Einführung kooperativer intelligenter Verkehrssysteme (ITS) für die wechselseitige Kommunikation zwischen Fahrzeugen sowie Fahrzeugen und Straßeninfrastruktur entwickeln.