Europäische Städte: Weniger Autos - mehr Sicherheit auf der Straße

17. Sept. 2019
Zehn europäische Städte und Regionen wollen ihre Straßen durch ein geringeres Tempo für Autos sicherer machen.
Sie beabsichtigen, die Regeln für mehr Verkehrssicherheit auf nationaler und internationaler Ebene mitzugestalten. „Wir haben das Wissen und die Mittel, tödliche Unfälle und Schwerverletzte auf unseren Straßen zu verhindern“, heißt es in einer Erklärung mit insgesamt zehn Grundsätzen, die unter anderem Berlin, Barcelona, Lissabon, London und Madrid unterzeichnet haben. „Wenn wir die Zahl der Kraftfahrzeuge auf unseren Straßen verringern, verringern wir auch die Gefahr, die von ihnen ausgeht“, wird betont. Tote und Schwerverletzte seien kein unvermeidliches Nebenprodukt des Verkehrs in der Stadt.
Mit am wichtigsten sei es, das Tempo der Autos zu drosseln. Eine Person, die mit 50 km/h angefahren werde, habe ein fünf Mal höheres Risiko zu sterben als bei 30 km/h. Straßen in der Stadt seien keine Autobahnen, die sich am motorisierten Verkehr ausrichten müssten, sondern das Herz der Kommunen und sollten attraktive Orte zum Leben, Arbeiten, Spielen und für den Handel sein. Aber: „Eine Straße ist so sicher, wie die Sicherheit, die sie ihren verletzlichsten Nutzern bietet“, heißt es weiter. Dazu gehörten Kinder, ältere Mitbürger und solche mit Handicaps.
Angst vor Unfällen sei einer der am häufigsten genannten Gründe, weshalb Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht würden oder das Fahrrad zugunsten des Pkw stehen bleibe, erläutern die Kommunen. Auch um eine Verkehrswende zu ermöglichen und Klimarisiken abzumildern, müssten Straßen deshalb sicherer werden. Mit breiteren Fahrbahnen und Ampeln, die den motorisierten Verkehr bevorzugten, lasse sich auch das Stauproblem nicht lösen. Vielmehr führe dieser Vorrang dazu, dass E-Scooter auf den Bürgersteig auswichen und dort zum Risiko für Fußgänger würden. „Multimodalität schließt Verletzlichkeit mit ein und wir müssen die Sicherheit für alle Verkehrsträger sicherstellen“, wird unterstrichen.
 Neue Technologien und Daten seien vonnöten, um den Verkehr zu analysieren und die Sicherheit zu verbessern. Dazu trügen auch intelligente Geschwindigkeitsassistenten in Fahrzeugen bei. Technische Innovationen dürften aber nicht zu einer Quelle für neue Beschränkungen von Fußgängern oder Fahrradfahrern werden, warnen die Städte - „beispielsweise durch Anforderungen, dass Menschen und öffentliche Straßen maschinenlesbar werden“. Technologien von morgen dürften zudem die Umsetzung von heute erforderlichen Lösungen nicht verhindern.
Die europäischen Metropolen und Regionen haben sich in der Organisation „Polis - Cities and Regions for Transport Innovation“ zusammengeschlossen. Die Deklaration, die von Eurocities unterstützt wird, ist offen für weitere Unterzeichner.