Fachkräftemangel: Teilzeitarbeit bietet Chancen

08. Sept. 2022 Newsletter / Management & Organisation
Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass Teilzeitarbeit immer wichtiger wird und sehr positive Wirkungen hat. Die Schweizerische Bundesbahnen SBB reagierten: „Weil das Leben manchmal mehr Zeit braucht, schreiben wir unsere Stellen ab 60 Prozent aus.“ Die SBB gehen mit einer groß angelegten Kampagne in die Teilzeit-Personalaquise. Sie sind damit auf der Seite der Wissenschaft, denn eine neue Studie der Universität Zürich zeigt, dass Teilzeitarbeit in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird und sich positiv auf Beschäftigte und Unternehmen auswirkt.
Chancen für Unternehmen
Für Unternehmen biete Teilzeitarbeit viele Chancen, heißt es in der Züricher Studie: „Fachkräfte werden einfacher rekrutiert, es kommt zu weniger Kündigungen, Mitarbeitende bleiben langfristig angestellt und wichtiges Wissen und Erfahrung bleiben dem Unternehmen erhalten.“ Flexible Teilzeitmodelle ermöglichten es Mitarbeitenden, ihr Arbeitspensum abhängig von der Lebensphase den individuellen Bedürfnissen anzupassen, halten die Wissenschaftler fest. „Frei gewählt und in sicheren Arbeitsverhältnissen erhöht Teilzeitarbeit die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, mindert Stress, verringert krankheitsbedingte Ausfälle und verbessert die Work-Life-Balance sowie die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben.“
Fachkräftemangel als treibende Kraft
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels könne davon ausgegangen werden, dass Arbeitgeber in Zukunft stärker auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer eingehen und darum vermehrt Teilzeitstellen anbieten werden, heißt es in der Studie. „Dies wirkt sich positiv auf die Motivation der Mitarbeitenden, auf die Effizienz und Qualität der Arbeit sowie auf die Attraktivität und das Image des Unternehmens aus.“ Zudem werde gezeigt, dass sich Teilzeitarbeit monetär gerechnet für Firmen lohnen kann – auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Führungspersonal als Vorbild
Es gebe aber auch Herausforderungen: „Für eine erfolgreiche Umsetzung von Teilzeitarbeitsmodellen braucht es eine Unternehmenskultur, die verschiedene Lebens- und Arbeitsmodelle anerkennt." Weiter bedürfe es beidseitiger Rücksichtnahme und Flexibilität in der Arbeitsplanung, klare Kommunikation und sorgfältige Absprachen. Führungspersonen komme dabei eine zentrale Rolle zu: „Im Idealfall unterstützen diese Teilzeitarbeit nicht nur, sondern leben diese auch selbst vor.“
Verantwortungsvolle Arbeitgeberin
Neue Lebens- und Familienmodelle gewinnen mehr und mehr an Bedeutung, hat man bei der SBB erkannt. „Als verantwortungsvolle Arbeitgeberin möchten wir diesen sich verändernden Bedürfnissen entsprechen“, schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite. Ganz unabhängig ob Voll- oder Teilzeit, gebe es bereits eine Vielzahl von lebens- und familienkompatiblen Rahmenbedingungen und Angeboten: flexible Arbeitsmodelle, Work Smart, Wieder- und Quereinstiegsmöglichkeiten sowie attraktive Vergütungs- und Kompensationsmodelle für die Schichtarbeit. Mit der Stellenausschreibung ab 60 Prozent gehe man jetzt einen Schritt weiter.