DSLV: 45.000 Fahrer fehlen

11. Juni 2019
Mehr als 45.000 Fahrzeugführer fehlen mittlerweile in Deutschland, wie der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) mitteilt, und der Verband sieht eine weiter steigende Tendenz. Dieser Negativtrend wirke sich laut DSLV nicht nur auf europäischen Landverkehrsmarkt aus, sondern auch auf verkehrsträgerübergreifende Lieferketten und internationale Wertschöpfungsketten. Schwerwiegende Auswirkungen auf die Volkswirtschaften Europas würden durch den Mangel an qualifizierten Lkw-Fahrern drohen.
DSLV-Präsident Axel Pass sieht den Arbeitsmarkt auf Teilmärkten der Logistik sowie in Regionen mit hoher Unternehmensdichte wie leergefegt. Betroffen seien der Stückgut-, der Teilladungs- und der Ladungsmarkt – Auswirkungen spüren nach seinen Angaben auch die See- und Luftfracht, da im Vor- und Nachlauf zu den See- und Flughäfen auch immer wieder Kapazitäten fehlten. Die Fahrerlöhne würden zwar anziehen, doch daraus generiere sich auf dem Arbeitsmarkt kein zusätzliches Arbeitskräfteangebot. „Trotz nachhaltiger Lohnanpassungen steigt die Attraktivität des Berufsbildes nicht“, sagt Pass weiter.
Ursachen seien laut DSLV, dass der teilweise sehr schlechte persönliche Umgang an Be- und Entladerampen von Industrie und Handel sowie der Airlines die Würde der Fahrzeugführer in einer Weise verletze, die mit dem berechtigten Qualitätsanspruch eines Kunden an seinen Dienstleister längst nicht mehr zu rechtfertigen sei. „Weil die verladende Wirtschaft selbst Personalkosten spart, wird der Fahrer zu oft zu Be- und Entladetätigkeiten beim Kunden herangezogen“, teilt der Branchenverband mit.
Auch das gesetzliche Verbot zur Übernachtung in der Fahrerkabine während der Ruhezeit verschärfe das Problem, statt Abhilfe zu schaffen. „Die Politik hat mit dieser Maßnahme nicht zur Verbesserung der Situation beigetragen“, kritisiert der DSLV-Präsident. Im Rahmen der anstehenden Trilog-Beratungen zum EU-Mobilitätspakt habe die Politik jetzt noch die Chance, den gesetzlichen Rahmen anzupassen.
Unternehmen, denen es gelinge, neue Fahrer anzuwerben, würden beim Wettbewerber ein Loch reißen, „für die Transportbranche insgesamt ist das ein Nullsummenspiel“. Auch Lohnanpassungen könnten den Abwärtstrend bislang nicht stoppen. Ein gesellschaftliches Umdenken sei erforderlich, denn bei aller Digitalisierung und Automatisierung des Verkehrs müsse allen Lieferempfängern bewusst sein, dass Warentransporte von Menschen durchgeführt würden. Nachhaltige Lohnkostensteigerungen würden die Speditions- und Transportkosten spürbar ansteigen lassen und damit müssten sich auch Logistikkunden auf ein höheres Preisniveau einrichten.