IRU warnt vor akutem Fahrermangel
In einem aktuellen Bericht warnt die Internationale Straßen-Union (IRU) vor einem akuten Fahrermangel in ganz Europa. Ein Fünftel der Fahrerstellen sind demnach bereits jetzt nicht besetzt. In Deutschland könnten bis 2027 185.000 Fahrer fehlen.
Die Daten für den Bericht stammen laut IRU aus zwei Umfragen der IRU sowie Berichten von Interessengruppen aus der europäischen Transportbranche. So habe eine Umfrage unter IRU-Mitgliedern und Partnerverbände in Europa im Januar einen Fahrermangel von 21 Prozent im Transport- und 19 Prozent im Busbereich ergeben. Laut der IRU nimmt das Problem an Brisanz zu, bereits im Laufe des Jahres könnte bei weiter steigender Nachfrage sich eine Lücke von 40 Prozent in beiden Sparten auftun.
Nach IRU-Angaben bietet Fahrer-Beruf durchaus viele Möglichkeiten; die Zufriedenheit der Fahrer sei generell hoch – nur 20 Prozent der befragten Berufskraftfahrer hätten sich demnach unzufrieden über ihre Arbeit geäußert.
Ursachen für den Fahrermangel
Folgende Ergebnisse hat die IRU-Umfrage ergeben:
• 57 Prozent der männlichen und 63 Prozent der weiblichen Fahrer glauben, dass das schlechte Image des Berufs die Fahrergewinnung erschwert.
• 79 Prozent der Fahrer glauben, dass einer der Hauptgründe für den Fahrermangel darin liegt, dass es schwer ist, Frauen für den Beruf zu gewinnen. Dies wird laut IRU durch Daten des Weltverkehrsforums unterstrichen, die zeigen, dass weibliche Fahrer nur 2 Prozent der europäischen Berufskraftfahrer ausmachen.
• 70 Prozent der 25- bis 34-jährigen Fahrer glauben, dass einer der Hauptgründe für den Fahrermangel darin besteht, dass kaum junge Fahrer angesprochen werden.
• 76 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Arbeitsbedingungen viele davon abhalten, in den Beruf einzusteigen, 77 Prozent der Ansicht sind, dass die längeren Abwesenheiten ein Hinderungsgrund sind.
• Die Industrie leidet auch unter einer alternden Erwerbsbevölkerung: In Europa beschäftigen die Unternehmen der Güterverkehrsbranche laut IRU mehrheitlich Fahrer mit einem Durchschnittsalter von 44 Jahren, im Personenverkehr ist das Durchschnittsalter der angestellten Fahrer sogar 52 Jahre.
40 Prozent der Lkw-Fahrer gehen 2027 in Rente
Das Durchschnittsalter der Fahrer in Deutschland liegt bei über 47 Jahren. Das bedeutet laut IRU, dass im Jahr 2027 voraussichtlich 40 Prozent der Lkw- und 55 Prozent der Busfahrer in den Ruhestand gehen werden, was zu einem Ausfall von rund 185.000 Fahrern führen werde.
Auch in Rumänien sieht es demnach nicht besser aus: Demnach gaben die rumänischen Transportdienstleister für 2018 einen Fahrermangel von 37 Prozent an; für das prognostizierte Wachstum im Jahr 2019 benötigen sie demnach mindestens 32 Prozent mehr Fahrer.
Nach Angaben von IRU-Geschäftsführer Boris Blanche müsse die Transportbranche sofort und nachhaltig für Maßnahmen gegen den Fahrermangel sorgen: „Es müssen globale Anstrengungen unternommen werden, um das falsche Bild des Berufs zu korrigieren und das Image zu verbessern. Gleichzeitig müssen alle Interessenvertreter der Branche tätig werden, um die Arbeitsbedingungen in der Branche zu verbessern. Die Behandlung der Fahrer sollte verbessert werden, und es sollten eine angemessene und ausreichende Infrastruktur sowie Einrichtungen bereitgestellt werden.“ Zudem müsse die Branche ihre Einstellungspolitik ändern, um mehr junge Leute sowie Frauen für den Beruf zu gewinnen.