Fahrermangel wird dramatischer
Der Fahrermangel hängt schon lange wie ein Damoklesschwert über der europäischen Transportbranche.
Nach einer Erhebung der IRU (International Road Transport Union) wird sich der Fahrermangel in Europa noch im Jahr 2020 um 13 Prozentpunkte verschärfen. Demnach fehlten es im vergangenen Jahr noch zu 23 Prozent an qualifizierten Fahrern. 2020 rechne man bereits mit 36 Prozent. Besonders hart treffe es die Mitgliedstaaten Polen und Rumänien. In Polen rechne man mit einem Wert von 37 Prozent. Rumänien blickt bereits auf ein dramatisches Jahr 2019 zurück (50 Prozent). In diesem Jahr dürfte der Wert laut IRU auf 62 Prozent ansteigen.
Die Gründe für die Verschärfung sieht der Verband zum Teil in der geringen Frauenquote. Hier müsse man besonders das Thema Parkplatz angehen. Es fehle an sicheren Parkmöglichkeiten. Dazu hat die IRU eigenen Angaben zu Folge bereits 60 Millionen Euro an EU-Fördergeldern für die Entwicklung sicherer Parkplätze gesichert. Gleichzeitig habe man die Initiative Women in Transport Talks (Gespräche mit Frauen in der Transportbranche) geschaffen, um mehr Frauen den Beruf näherzubringen.
Zu hohes Einstiegsalter
Auch das Einstiegsalter sei ein Problem. „Um die in der Ausbildung erlangte Qualifikation zu nutzen, müssen die Auszubildenden auch arbeiten können. Allerdings erlauben dies die Regularien erst ab einem Alter von 21 Jahren“, sagt Jan Buczek, Präsident des Verbands der internationalen Straßentransporteure in Polen (ZMPD). „Es besteht ein Risiko, dass sie sich vorher an anderer Stelle einen Job suchen und nicht mehr in den Fahrerberuf zurückkehren.“
Der Fahrermangel bleibe aber, so die IRU, ein generelles Problem, nicht nur in Europa. „Wir haben einige Erfolge vorzuweisen und haben wichtige Grundlagen geschaffen“, sagt Umberto de Pretto, IRU Generalsekretär. „Doch es braucht dringend mehr Aktionen, darunter auch die Kooperation zwischen den Staaten und der Branche, um sicherzustellen, dass unsere Industrie auch weiter wächst und liefert – als Lebensader der weltweiten Wirtschaft.“
Lohn und Image
Dabei spricht die IRU vor allem für westliche Fahrer wichtige Themen noch nicht einmal an. Der Fahrerberuf leidet letztlich auch unter einer zu niedrigen Entlohnung. Dazu kommt eine geringe Wertschätzung der Fahrer in der Gesellschaft. All das zusammen erzeugt einen Cocktail, der im schlimmsten Falle zu einem regelrechten Kollaps im Transportwesen führen könnte.