Feldversuch mit Oberleitungs-Lkw startet

06. Mai 2019
Am Dienstag schickt die Spedition Schanz aus Ober-Ramstadt den ersten Oberleitungs-Lkw auf Tour. Dann startet auf der A5 in Hessen der bundesweit erste Feldversuch.
Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium (BMU), und Jens Deutschendorf, Staatssekretär im hessischen Verkehrsministerium, geben am Dienstagvormittag den fünf Kilometer langen eHighway offiziell für den Feldversuch frei. Dabei handelt es sich um einen in beide Richtungen elektrifizierten Abschnitt auf der A5 zwischen Langen/Mörfelden und Darmstadt/Weiterstadt.
Drei Speditionen und zwei Werkverkehre machen mit
Der Hybrid-Lkw mit Stromabnehmer stammt von Scania und bildet das erste von fünf Fahrzeugen, die bis 2022 auf der achtspurigen Autobahn unterwegs sein werden. Weitere Praxispartner sind die Logistikdienstleister Meyer und Contargo, der Baustofflieferant Knauf sowie der Chemiekonzern Merck, die ihre Lkw in den nächsten Monaten bekommen werden.
Der Technologiekonzern Siemens hatte die Oberleitungsinfrastruktur im Herbst fertig gestellt. Danach erfolgten die Abnahme sowie erste Erprobungen durch die Straßenbauverwaltung Hessen mobil. Der Projektverantwortliche Dr. Achim Reußwig spricht gegenüber der Fachzeitschrift trans aktuell von einem großem Moment, als die Anlage im November live geschaltet wurde und ein Oberleitungs-Lkw das erste Mal mit seinem Pantographen Kontakt zum Fahrdraht aufnahm, also anbügelte.
„Das hat Pioniergefühle bei uns ausgelöst, weil wir an etwas mitgewirkt haben, das auf dem öffentlichen Straßennetz in Deutschland bislang einmalig ist“, berichtet der Leiter des Projekts Elisa (Elektrifizierter, innovativer Schwerverkehr auf Autobahnen). Elisa 1 umfasste Planung und Bau der Teststrecke und wurde vom BMU aus dem Programm Erneuerbar mobil mit 14,6 Millionen Euro bezuschusst. Elisa 2 hat ein Fördervolumen von 3,5 Millionen Euro und bezieht sich auf Betrieb und Begleitforschung. Letztere wird koordiniert durch Hessen mobil, weitere Partner sind die TU Darmstadt, Siemens und der Energieversorger Entega.
Weitere Feldversuche in Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg
Siemens testete die Lkw mit Geweih in Deutschland bislang nur auf einer Versuchsanlage in Groß Dölln in Brandenburg. Auf dem öffentlichen Straßennetz gibt es eHighways bereits in Schweden und Kalifornien. In Deutschland sind neben Hessen weitere Teststrecken in Schleswig-Holstein auf der A1 und in Baden-Württemberg auf der B462 geplant.
Die Besonderheit in Hessen liegt darin, dass der Versuch auf einer stark befahrenen Autobahn mit durchschnittlich 136.000 Fahrzeugen am Tag und einem Schwerlastanteil von etwa zehn Prozent stattfindet. Etwa fünf Fahrten am Tag wird jeder Test-Lkw auf dieser Strecke absolvieren. „Wir haben uns bei der Auswahl der Projektpartner bewusst für Unternehmen mit Pendelverkehren entschieden, um die Anlage möglichst intensiv zu testen“, erläutert Projektleiter Dr. Reußwig. Er erwartet Erkenntnisse darüber, welche Auswirkungen die Anlage mit ihren 230 Masten auf das Verkehrsgeschehen insgesamt, aber auch auf Hessen mobil als die Betreiberin, etwa auf deren Autobahnmeisterei, hat.
Was den eigentlichen Betrieb angeht, ist der Elisa-Verantwortliche überzeugt, dass alles reibungslos laufen wird. Im Dezember sei immer mindestens ein Oberleitungs-Lkw auf der Strecke unterwegs gewesen, im März bis zu drei gleichzeitig. „Bei den Erprobungen mit den Siemens-Fahrzeugen gab es keinerlei Störungen, das Anbügeln bei voller Fahrt und das Abbügeln bei Überholvorgängen haben tadellos funktioniert“, bilanziert er und freut sich auf die nächsten Erkenntnisse im Rahmen des Feldversuchs.