Schienengüterverkehr: Flüchtlinge als blinde Passagiere

05. Jan. 2017
Weil weiterhin der Grenzverkehr aus Österreich kontrolliert wird, ist es für Flüchtlinge schwieriger geworden, nach Deutschland einzureisen – deshalb steigt eine zunehmende Anzahl auf Güterzüge um. Um den Grenzkontrollen zu entgehen, so berichtet aktuell die Zeitung „Welt“, lassen sie sich in Container einschließen oder verstecken sich in Lkw, die per Schiene über die Alpen kommen. Dies wird auch von den Eisenbahnverkehrsunternehmen so bestätigt.
So hat die österreichische Rail Cargo Group aufgrund der zunehmenden Anzahl an Menschen auf der Flucht zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen definiert. „Unter lebensgefährlichen Bedingungen versuchen Menschen auf der Flucht vermehrt unerkannt auf Güterzügen mitzufahren“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage von trans aktuell mit. Davon betroffen seien auch Züge der Rail Cargo Group, etwa auf der Strecke von Italien über Tirol nach Deutschland oder auf der Balkanroute. Dabei verstecken sich die Menschen etwa auf Zügen der Rollenden Landstraße oder in Waggons.
Auch Armin Riedl, Geschäftsführer von Lokomotion, bestätigt, dass in den letzten drei Monaten des Jahres 2016 die Zahl von Flüchtlingen deutlich zugenommen hat, die versuchen, per Güterzug von Italien nach Deutschland zu gelangen. „In diesem Zeitraum hatte Lokomotion täglich Vorfälle dieser Art zu verzeichnen“, so Riedl gegenüber trans aktuell. „Flüchtlinge wurden teilweise in Ladeeinheiten entdeckt, meist jedoch versuchten sie in den Waggons mitzufahren, um bei geringer Geschwindigkeit auch wieder vom Zug abspringen zu können“.
Laut Riedl werden Züge nach der Sichtung mitfahrender Menschen am nächstmöglichen Bahnhof angehalten und überprüft oder an bestimmten Standorten durch die Bundespolizei zusätzlich kontrolliert. „Die Untersuchung eines Zuges dauerte mitunter bis zu einer Stunde an, was sich letztlich negativ auf die Fahrtzeit und die Kostensituation der Züge auswirkte“, sagt Riedl. „Die Kooperation mit der Bundepolizei empfinden wir als sehr gut. In den letzten beiden Wochen sind nur noch vereinzelt Vorfälle zu vermelden.“
Nach Angaben von Rail Cargo haben auch die Muttergesellschaft ÖBB und die Polizei gemeinsam veranlasst, stichprobenartige Kontrollen im Güterverkehr unmittelbar nach der Einreise auf österreichischem Staatsgebiet durchzuführen. „Dazu werden aus Italien kommenden Güterzüge unter anderem bereits in Steinach in Tirol angehalten und entsprechend kontrolliert - zum Schutz von Menschenleben und zur Gewährleistung eines ordnungsgemäßen Bahnbetriebes.“