Kooperation VTL bekommt keine Fördermittel für E-Lkw

15. Aug. 2017
Die Kooperation VTL würde im Nahverkehr die Lkw gerne auf elektrischen Antrieb umstellen. Das ist momentan aber noch unwirtschaftlich. Und Födermittel vom Bund sind bislang keine in Sicht.
Sie möchte den Schalter gerne umlegen, kann es bisher aber noch nicht. Der Kooperation VTL fehlt für eine Umstellung ihrer Nahverkehrsflotte von analogem auf elektrischen Antrieb bisher die wirtschaftliche Basis. "Wir hätten uns beim Ausbau der E-Mobilität gerne eingebracht, sind aber zu dem Schluss gekommen, dass wir das Thema derzeit nicht weiter verfolgen können", sagt Geschäftsführer Andreas Jäschke gegenüber trans aktuell. Über die Rheinisch Westfälische Technische Hochschule Aachen habe man den Markt sondiert. "Das Ergebnis ist ernüchternd: Es gibt kein Förderprojekt, das auf VTL und seine mittelständischen Partner zugeschnitten ist."
Die Erkenntnis fällt Jäschke nicht leicht – zumal der VTL-Partner Hintzen aus Eschweiler seit zwei Jahren erfolgreich einen Verteiler-Lkw auf Elektrobasis betreibt. Und das zu denkbar moderaten Betriebskosten: "Wir haben eine Steuerbefreiung über zehn Jahre und der Energieverbrauch liegt bei nur einem Drittel", bilanziert Unternehmer Heinz Johannes Hintzen. Die Leistung des E-Motors von 150 Kilowatt (205 PS) hält er in der Stückgut-Distribution für ausreichend, ebenso die Reichweite von 200 bis 250 Kilometern.
Hohe Anschaffungskosten trüben die Bilanz
Was die Bilanz trübt, sind aber die hohen Anschaffungskosten. "Das Fahrzeug ist etwa dreimal so teuer – 180.000 Euro ohne Aufbau", sagt Hintzen. Finanziell darstellbar war das Ganze, weil es sich um ein grenzüberschreitendes Förderprojekt mit Partnern aus Belgien und den Niederlanden handelte. Sonst wäre das Ganze für Hintzen reiner Idealismus, weil komplett unwirtschaftlich. VTL ist laut Jäschke von der ökologischen Notwendigkeit eines Umstiegs überzeugt. Gerne würde das Bündnis den ersten Schritt machen und in alternative Antriebskonzepte investieren. "Wir können es aber nicht, weil die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist und wir uns in einem Segment bewegen, das äußerst niedrige Renditen abwirft."
Politik muss Industrie Druck in Sachen E-Fahrzeugen machen
Daher sieht er die Fahrzeugindustrie gefordert, ihr Engagement zu erhöhen. Die Politik müsse entsprechend Druck machen. "Solange die Hersteller keinen Druck verspüren, wird nichts passieren. Sie werden weiterhin Verbrenner produzieren." Ein positives Signal sehen Jäschke und Hintzen darin, dass die Fahrzeugbauer Daimler und MAN angekündigt haben, noch in diesem Jahr die ersten rein elektrisch betriebenen Lkw zur Praxiserprobung in Speditionen und Werkverkehre zu bringen. "Das geht in die richtige Richtung", sagen beide. Denn einen Lkw umzubauen, wie es im Fall des Hintzen-Fahrzeugs der Fall war, oder einen Hybriden zu kaufen, sei halbherzig. Für eine Umrüstung von Lkw gibt es inzwischen auch Fördermittel im Rahmen der Mautharmonisierung durch das Bundesamt für Güterverkehr.
Die VTL-Partner üben sich nun weiter in Geduld und warten darauf, dass die Industrie Vorschläge für eine wirtschaftliche Anwendung macht. Möglicherweise kann der Schalter eines Tages dann doch noch umgelegt werden.