Forderung nach CO2-Obergrenzen: Branche weist Brandbrief zurück

24. Juni 2016
Daimler-Nutzfahrzeugvorstand Dr. Wolfgang Bernhard hat die Forderung namhafter Verlader zurückgewiesen, gesetzliche CO2-Obergrenzen für Lkw-Motoren vorzugeben. In einem Brandbrief hatten mehrere Industrieunternehmen wie Nestlé und Philipps, aber auch die Deutsche Post DHL, eine entsprechende CO2-Regulierung von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker verlangt. Bernhard warf diesen Unternehmen indirekt eine Doppelmoral vor. „Es sind oft diejenigen, die ihre Subunternehmer bis aufs Blut quetschen, um noch den letzten Cent rauszuholen“, sagte er beim VDA-Workshop im Vorfeld der IAA. Daimler werde den Brief zum Anlass nehmen, um die unterzeichnenden Logistikunternehmen zu fragen, ob sie auch bereits seien, in entsprechende Technologien zu investieren. „Dann werden wir sehen, ob sie ihren Ankündigungen Taten folgen lassen.“
Dass die USA eine CO2-Obergrenze vorgeben, bedeute nicht, dass dort andere oder gar effizientere Motoren zum Einsatz kämen, erläuterte der Daimler-Manager. „Wir haben die gleichen Motoren und gleichen Achsen im Einsatz – bei der Technologie gibt es also null Unterschied.“ Der entscheidende Unterschied liege in den unterschiedlichen Lkw-Maßen und -Gewichten. Deutschland sei bei der Tonnenkilometerleistung besser, weil 40 statt wie in den USA 36 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht erlaubt seien. Doch könnten Transporteure in den Vereinigten Staaten mehr Volumen pro Lkw transportieren, weil höhere Fahrzeuglängen möglich seien. „Hier sollte man also die Akzente setzen, die eigentlichen Potenziale liegen also bei Maßen und Gewichten“, sagte Bernhard.
VW Truck & Bus-Chef Andreas Renschler schloss sich der Auffassung seines früheren Daimler-Vorstandskollegen an. „Eine Regulierung bringt nicht zwangsläufig weitere Verbesserungen“, betonte er. Entscheidend sei der Wettbewerb. Der Kunde verlange effiziente Motoren und nehme die Hersteller entsprechend in die Pflicht.