Forum Automobillogistik 2018: VDA und BVL setzen auf Transparenz

01. Feb. 2018
Das Motto des diesjährigen Forums Automobillogistik des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) und der Bundesvereinigung Logistik (BVL) lautet: „Chancen durch Transparenz ‒ sehen, verstehen, handeln“. Rund 450 Teilnehmer sind nach Frankfurt am Main gekommen, um sich über die großen Herausforderungen auszutauschen. Faktoren wie die Klimapolitik, Energiewende, Wirtschaftsentwicklung, Personalmangel, Laderaumverknappung und nicht zuletzt die Digitalisierung stehen auf der Agenda.
Die Automobilindustrie ist mit 407 Milliarden Euro Umsatz jährlich (Stand 2016) die stärkste Branche in Deutschland. Wie der VDA mitteilt, befindet sich die Branche weiterhin auf Wachstumskurs. Damit das so bleibt, braucht es die Transparenz über die gesamte Supply Chain hinweg – natürlich auch weitere Innovationen. So nimmt aufgrund der zunehmenden regulatorischen Beschränkungen die Elektromobilität zunehmend Fahrt auf.
Elektromobilität sei zwar gut, allerdings nur dann, wenn der Strom CO2-neutral produziert werde und nicht aus Kohlekraftwerken komme, erklärt Dr. Joachim Damasky, Geschäftsführer Technik und Umwelt beim VDA. Allerdings nicht voraussetzungslos: „Wenn 80 Busse gleichzeitig geladen werden sollen, brauchen wir jede Menge Energie – und die muss erst einmal dorthin.“ Gleiches gilt für entsprechende Nutzfahrzeug-Flotten beim Transport von Gütern.
In Sachen Transparenz und Digitalisierung bestehe – zumindest in Deutschland – eine gewisse Skepsis. Daher werden die USA als Hort der Modernität gesehen und Deutschland eher als Nachzügler. Jürgen Maidl, Leiter Produktionsnetzwerk und Logistik bei BMW, sieht das anders. Am Beispiel der Inbound-Logistik des Münchner Pkw-Herstellers, zeigt Maidl, wie umfangreich die zu berücksichtigenden Faktoren sind.
BMW hat 1.800 Lieferanten an 4.500 Standorten und kommt auf ein Transportvolumen von 84 Millionen Kubikmetern im Jahr oder 7.000 Seefrachtcontainer pro Tag. Es gibt 230.000 Teilenummern. 30 Millionen Teile werden jeden Tag bewegt. Um das auch zukünftig leisten zu können, braucht es neue Technologien. Als Einflussfaktoren sieht er staatliche Regulation, Wettereinflüsse, Naturkatastrophen oder Verkehrslage. „Ich schaue mir mittlerweile ungern den Wetterbericht an – besonders wenn darin Namen wie Friederike vorkommen. Dabei denke ich immer an die Bäume, die nahe der Bahnlinie stehen“, sagt Maidl.
BMW testet Virtual Reality-Brillen und automatisierte Roboter
Automatisierter Routenzüge, Roboter und Stapler in der Intralogistik, die per Funk-GPS gesteuert werden und Teile an die Produktion liefern, sind nur zwei Beispiele, die bereits genutzt werden. In Sachen Pick-Unterstützung per Brille (Virtual Reality) laufe gerade eine entsprechende Doktorarbeit bei BMW. Dabei gehe es insbesondere um die Frage, ob man das den Mitarbeitern überhaupt zumuten kann, die VR-Brille acht Stunden am Tag zu nutzen.
„Sie ist zwar leicht, aber bedeutet dennoch eine gewisse Beeinträchtigung“, erklärt Maidl. Doch nicht nur jedes Projekt für sich ist eine Herausforderung. „Irgendwann müssen die einzelnen Dinge miteinander kommunizieren. Die kosten viel Geld, bringen aber erst einmal nichts und sind lediglich sogenannte Enabler.“ Bei der Kollaboration autonomer Systeme brauche es zudem offene Schnittstellen. Es brauche einen VDA-Standard für Fahrerlose Transportsysteme (FTS), damit etwa unterschiedliche Fahrzeuge miteinander kommunizieren können, um nicht zusammenzustoßen.
Maidl sieht aber nicht nur Chancen sondern auch Gefahren. Rund 40 Prozent der Arbeitsplätze hätten ein Substitutions-Potenzial. Und bei nicht allen Mitarbeitern sei eine entsprechende Fortbildung möglich. „Da haben wir auch eine ethische Pflicht gegenüber der Gesellschaft.“
MAN möchte die Zukunft der Nutzfahrzeuge digital gestalten
Dr. Frederik Zohm, Vorstandsmitglied bei MAN Truck & Bus, und dort verantwortlich für den Bereich Forschung und Entwicklung, wirft einen Blick auf The Future of Transportation – wie MAN die Zukunft gestaltet. Er sieht dabei die Megatrends Urbanisierung, Digitalisierung, Dekarbonisierung, Automatisierung im Fokus. Es geht aber auch um mehr Effizienz im Powertrain sowie alternative Antriebe. Bei den automatisierten Fahrzeugen geht es zunächst in den nicht-öffentlichen Bereich, um die Technologie dort voranzutreiben. Der autonome Truck fährt zunächst innerhalb des Werks vom Eingang an die Rampe. Ist er be- beziehungsweise entladen, geht‘s wieder in Richtung Ausgang. Zugleich informiert das System den Fahrer, dass er seinen Lkw in Empfang nehmen kann.
„Maschinen dürfen keine Fehler machen", berichtet Zohm. Dafür brauche es die entsprechend durchgängige Kommunikation. Dem Lkw komme dabei die Rolle als Datendrehscheibe zu. Bislang habe man die Daten aus dem Lkw nur teilweise nutzen können. Nun habe RIO (die cloud-basierte Plattform für den Güterverkehr aus dem VW-Konzern) neue Möglichkeiten eröffnet. Erweitert wird das Ganze durch externe Partner wie Loadfox (Frachtenbörse für Teilladungen), Synfioo (Ankunftszeitprognosen in Echtzeit) und Idem Telematics (Telematik-Lösung für Truck und Trailer aus dem Hause BPW). MAN wandele sich folglich vom reinen Fahrzeugbauer hin zum Systemanbieter.