Fraunhofer Institut IML: Open Source-Projekte für die Logistik

06. Mai 2021 Newsletter / E-Logistik & IT
Digitalisierung ändert die Welt und insbesondere die Logistik – Plattformökonomie ist ein oft genannter Term dabei. Was es damit auf sich hat, darüber informierte das Dortmunder Fraunhofer Institut IML bei der transport logistic Online in der Fachsequenz „Silicon Economy – Keine Plattform, kein Geschäft“. Dabei präsentierten Mitarbeiter des Fraunhofer IML aktuelle Open Source-Projekte für verschiedene Anwendungsgebiete in der Logistik – für den Palettentausch bis hin zum Thema Internet der Dinge.
Kollaborativer Ansatz schafft Nutzen für alle
Dr. Michael Schmidt, Strategieentwicklung Silicon Economy Projekt und Chief Scientist des Fraunhofer IML, informierte über das Thema Silicon Economy, die Sammlung verschiedener Funktionalitäten, und das Ziel, mit einem offenen Standard und dem kollaborativen Ansatz von Unternehmen und Wissenschaftlichen Nutzen für alle zu schaffen. Dabei gebe es verschiedene Rollen in einer Plattformökonomie: als Betreiber, als Nutzer und als Komplementär, der Güter und Dienstleistungen anbietet und damit die Plattform des Betreibers aufwertet.
Welche Plattformprojekte möglich sind, verdeutlichten anschließend die Beispiele des Fraunhofer IML und dreier Mitarbeiter, die gleichzeitig als Product Owner der Lösungen agieren:
KI-basierter ETA-Service
Alex Rotgang stellte einen KI-basierten ETA-Service vor, der vor allem den Verkehrsträgern Schiene und Wasserstraße zu mehr Volumen verhelfen könnten, indem er die Transportplanung einfacher macht. Die Besonderheit ist, dass die Entwickler dafür öffentliche Datenbanken nutzen, die Daten etwa zu den Transportzeiten aufbereiten und daraus abgeleitet mehrere kleinere Service entwickelt haben, die auf der Plattform als modulares Angebot angeboten werde, die einzeln für sich genutzt oder für die Ableitung neuer Dienste genutzt werden können, darunter eine Wetterberechnung, Geocoder für die Ermittlung Standortdaten, Routenservice.
Open Source für Palettentausch
Patrick Becker stellte eine Open Source-Lösung für den digitalen Ladungsträgertausch vor, die über eine App für Anroid/iOS arbeitet. Art der Ladungsträger und die Anzahl werden eingeben und ein QR-Code generiert, der von der Gegenseite gescannt wird – damit haben beide Seiten die gleichen Informationen. Open Source heißt in dem Fall, dass jeder die Inhalte für seinen eigenen Bedarf anwenden kann, sich also über Schnittstellen einloggen kann oder dass auch externe Dienstleister die Daten, auswertet und sie auf eine gesonderten Plattform darstellen kann.
IoT-Device zur Temperaturüberwachung
Ein weiteres Beispiel für die Plattformökonomie ist das Thema Hardware. Fraunhofer-Mitarbeiter Sören Kerner stellte modulare Open Source IoT-Devices vor, wie einen Sensor Puck, zum Verfolgen von Ladungsträger, Überwachung von Temperaturdaten, etc. – ein „digitaler Abbilder von Prozessen“. Weitere IoT-Devices können etwa zum Einsatz in Kühlboxen zur Überwachung der Waren und als Dokument die rechtssicheren Übergabe zum Einsatz können. „Wir veröffentlichen die Ideen open source, so können Teile in der Industrie weiterentwickelt werden“, sagte Kerner.
Dass die Industrie das Angebot auch in Anspruch nimmt, machte Marvin Lamberjohann, Head of Strategic Portfolio Management, bei DB Schenker, beim anschließenden Panel deutlich. Für das Unternehmen mit seiner langen Tradition sei das Ziel, sich über die Silicon Economy mit neuen Partnern zu verknüpfen, Daten auszutauschen und neue Geschäftsfelder zu entwickeln, auch über das Kerngeschäft Transport, Verpacken und Lagerung hinaus. „Open Source ist zudem ein wichtiges Vehikel, um junge Talente zu gewinnen", sagte Lamberjohann. „Wir können entweder alles einzeln und allein machen oder mit dem Wissen von allen. Open Source stellt einen Wettbewerbsvorteil dar, daher machen wir lieber den ersten Schritt, als auf andere zu warten.“