Fraunhofer-Studie: Neue Lieferkonzepte in der Stuttgarter Innenstadt

19. März 2015
Die Zahl der Transporter in der Stuttgarter Innenstadt soll sinken. Die Belieferung der Geschäfte und Bewohner in diesem beengten Bereich zu optimieren ist Ziel des Arbeitskreises „City-Logistik“. Wie die Stuttgarter Zeitung in ihrer Online-Ausgabe berichtet, hat der Arbeitskreis im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats seine Empfehlung vorgestellt. Basis ist demnach ein Verbund von Containerstandorten im öffentlichen Raum und Elektrolastenrädern, die Pakete den ganzen Tag verteilen. Für notwendige Transporte schwerer Güter soll das Einfahrfenster in die Innenstadt um eine Stunde bis zwölf Uhr verlängert werden. So könne man die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge verringern. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat zum Thema eine Kurzstudie erarbeitet. „Innerhalb des Bereichs zwischen Hauptbahnhof, Theodor-Heuss-Straße, Rotebühlplatz, Eberhardstraße und Planie“, so Steffen Raiber vom Stuttgarter Fraunhofer IAO, „können rund 75 Prozent des gesamten Paketaufkommens abgedeckt werden.“ Rund 50 Prozent der Güter entfielen laut Stuttgarter Zeitung auf die Einkaufsmeile Königsstraße, weitere 25 Prozent auf umliegende Straßen. Als Basis der Kurzstudie dienten demnach die Logistikdaten „zweier großer Unternehmen, die einen Marktanteil von rund 35 Prozent hätten.“ Die erforderlichen städtischen Umschlagflächen, bzw. Containerstandorte nehmen laut Angaben der Zeitung Flächen von je zwölf bis 54 Quadratmetern ein. Wichtig sei zudem, dass neben den Containern Rangierflächen für 7,5-Tonner und Sattelzüge zur Verfügung stünden. Es müsse gewährleistet sein, dass die Flächen an Wochentagen von neun bis 19 Uhr verfügbar seien. Auch geschützte Abstellplätze für E-Lastenräder und Ladestationen seien erforderlich.
Zwar deuten die Zeichen laut Stuttgarter Zeitung in Richtung eines Feldversuchs. Zuvor müsse aber die Debatte auf politischer Ebene weitergeführt werden. So begrüße Grünen-Sprecher Peter Pätzold die Verteilung per Lastenrad als gangbares Konzept, sieht aber Probleme bei der Zustellung den ganzen Tag über. Ein Kritikpunkt ist auch, dass insgesamt strengere Kontrollen nötig seien. So lägen dem Bezirksrat Mitte viele Beschwerden über Paketdienste und Pizzaboten vor, die jeden freien Fleck zuparkten. Zudem sei, so SPD-Stadtrat Hans Pfeiffer, fraglich, ob eine Armada von Lastenrädern die Verhältnisse in der Fußgängerzone Königstraße verbessere. „Und die erwünschten Umschlagflächen für Container sehen bestimmt auch nicht besonders grandios aus.“ Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle empfiehlt laut der Zeitung, dass Speditionen und Handel selbst für die von ihnen benötigten Umschlagplätze sorgen. Sie sehe in den Empfehlungen des Arbeitskreises den „Versuch der Transporteure, ihre Kosten auf Kosten des knappen öffentlichen Raums zu minimieren.“