Fraunhofer Studie zu Logistik-Standorten

13. Mai 2024 Newsletter
Unternehmen sind bereit, bis zu 100 Kilometer von ihrem Wunschstandort abzuweichen. Das geht aus einer neuen Studie zur Flächennutzung in der Logistik hervor. Diese haben das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) und die Aurelis Real Estate gemeinsam mit den Professoren Christian Kille (Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt) und Alexander Nehm (DHBW Mannheim) in einem Whitepaper zum deutschen Logistikmarkt veröffentlicht. Für die Studie zur Flächennutzung wurden die 40 größten Nutzer von Logistikflächen in Deutschland aus sieben Branchenclustern befragt: Automotive, E-Commerce, Einzelhandel, Großhandel, B2C-Konsumgüterindustrie, B2B-Produzierende Industrie und Logistikdienstleister.
Die Experten führten persönliche Interviews mit den 40 größten Nutzern von Logistikflächen in Deutschland. Die befragten Unternehmen verteilen sich auf die sieben Branchencluster Automotive, E-Commerce, Einzelhandel, Großhandel, B2C-Konsumgüterindustrie, B2B-Produzierende Industrie sowie Logistikdienstleister. Die Untersuchung widmete sich dabei vier Leitfragen:
  • Wie entwickelt sich die Logistikflächennachfrage in den nächsten zwei bis fünf Jahren in den einzelnen Branchen?
  • Welche Trends spielen bei der Flächennachfrage eine besondere Rolle?
  • Inwieweit sind die Unternehmen bereit, von ihrem geplanten Wunschstandort abzuweichen?
  • Wie bewerten Unternehmen die Zusammenarbeit mit Kommunen?

Standortplanung: Wunsch und Wirklichkeit gehen auseinander

Innerhalb der befragten Branchen zeigen sich hier Unterschiede. Am flexibelsten in der zukünftigen Standortwahl ist die B2C-Konsumgüterindustrie, die bereit ist, bis zu 100 Kilometer vom ursprünglichen Wunschstandort abzuweichen. Logistikdienstleister, Automotive-Industrie und E-Commerce sind bei zukünftigen Ansiedlungen mangels verfügbarer Flächen bereit, bis zu 50 Kilometer von ihrem Wunschstandort abzuweichen. Die produzierende Industrie für den B2B-Bereich und der Großhandel nehmen lediglich 20 Kilometer Entfernung zum Wunschstandort in Kauf. Im Einzelhandel bleiben Streckenkosten zur Filialbelieferung wichtiger als die Flächenpreise. Hier wird die Nähe zu den Ballungsräumen auch weiterhin von hoher Wichtigkeit bleiben.

Entwicklungen bei der Flächennachfrage

Kurzfristig lässt die Erhebung für 2024 keine schnelle Erholung bei Flächenumsatz und Neubauvolumen erwarten. Mittelfristig prognostizieren die Experten hingegen einen Anstieg der Nachfrage bis 2028, wenn auch noch unter den Rekordwerten der Jahre 2021 und 2022. Während Industrienachfrager beim Flächenumsatz tendenziell eher stagnieren, tragen Handel und Logistikdienstleister perspektivisch stärker zur Dynamik bei. Branchenübergreifend werden dabei drei Markttrends als besonders wichtige Nachfragetreiber eingeschätzt.

Trends: Befragte geben Ausblick

Mehr als 40 Prozent der Befragten gaben an, dass Resilienz und höhere Sicherheitsbestände für mehr Flächennachfrage sorgen werden. Am zweitwichtigsten mit 37 Prozent schätzen Branchenvertreter die Thematik Flexibilisierung von Mietverträgen und Laufzeiten bzw. das Outsourcing ein. Für 35 Prozent der befragten Unternehmen sind Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft wichtige Trends. Als größte Dämpfer für die Flächennachfrage betrachten 52 Prozent den demografischen Wandel (Arbeitskräftemangel und abnehmende Zahl an Konsumenten), 49 Prozent hohe Kosten (Zinsen, Baukosten und Mietpreise) sowie 24 Prozent die zunehmend strenge Regulierung durch die öffentliche Hand.

Vereinzelte Probleme in der Zusammenarbeit mit Kommunen

Für die Zusammenarbeit zwischen Logistikunternehmen und kommunalen Vertretern zeichnet die Befragung ein positives Bild. Allerdings bestehen branchenspezifische Unterschiede. Die Verlader, die ihre Güter von Transportdienstleistern übernehmen und an andere übergeben, bewerten die Zusammenarbeit mit den Kommunen vergleichsweise positiver. Zu diesen Verladern gehören unter anderem Händler und Unternehmen des produzierenden Gewerbes. Logistikdienstleister, die für den Transport und die Lagerung verantwortlich sind, geben hingegen an, dass sie in der Zusammenarbeit mit Kommunen häufig auf Herausforderungen stoßen.