GDL: Lokführer streiken weiter

23. Aug. 2021 Newsletter / Transport & Verkehr
Seit Samstag wird die Güterbahn bestreikt, heute folgte der Personenverkehr. Und die Gewerkschaft der Lokführer GDL wird den Ausstand erst am 25. August um zwei Uhr beenden. Die Deutsche Bahn habe sich keinen Schritt bewegt, betonte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) Claus Weselsky in Berlin. Der Arbeitskampf gehe solange, „bis der Arbeitgeber den Eisenbahnern und Eisenbahnerinnen die Anerkennung und Wertschätzung zukommen lässt, die sie verdienen“.
Überflüssige Belastung der Kunden
Die Deutsche Bahn kritisiert die vom GDL-Chef angekündigten Streiks im Bahnverkehr als „völlig überflüssige Belastung unserer Reisenden und unserer Kunden im Güterverkehr“. Anstatt an den Verhandlungstisch zurückzukehren, treibe die GDL-Führung ihren gewerkschaftspolitischen Kampf um Ausweitung und Einfluss auf dem Rücken der Bahnkunden auf die Spitze, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Die Bahn werde erneut alles unternehmen, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Trotzdem müsse mit Beeinträchtigungen gerechnet werden.
BDI: „GDL erweist dem System Schiene einen Bärendienst“
Der Bundesverband der Industrie (BDI) ruft indes zur Verhältnismäßigkeit auf. BDI-Präsident Siegried Russwurm sagt: „Die Ankündigung weiterer Streiks sendet ein völlig falsches Signal zur falschen Zeit. Die GDL muss dringend zur Verhältnismäßigkeit zurückfinden. Diese Streiks werden nicht nur für die Wirtschaft, sondern für die ganze Gesellschaft zunehmend zur kaum kalkulierbaren Belastung.“ Eine Unterbrechung der Lieferketten durch längere Streiks im Güterverkehr setze die wirtschaftliche Erholung nach Corona aufs Spiel. In der Industrie sind empfindliche Produktionsausfälle zu erwarten.
„Besonders hart trifft der Streik die Branchen, die mit ihrer Logistik weitgehend auf die Bahn angewiesen sind und ihre Transporte nicht ohne Weiteres auf andere Verkehrsträger verlagern können“, sagt Russwurm. Dazu gehören beispielsweise neben Chemie-Gefahrguttransporten auch die Rohstoffanlieferung in der Stahlindustrie oder die Transporte der Automobilwirtschaft in die Exporthäfen. Bei nicht wenigen Transportketten, die jetzt streikbedingt auf die Straße umgestellt werden, werde es die Schiene schwer haben, diese für sich zurückzugewinnen. „So erweist die GDL dem System Schiene insgesamt und dem Ziel, auch aus Klimaschutzgründen künftig mehr Güter auf die Schiene zu bringen, einen Bärendienst“, resümiert der BDI-Präsident.