Geschäftsklima-Indikator der deutschen Logistikwirtschaft fällt
Der Geschäftsklima-Indikator ist laut ifo Institut im August den vierten Monat in Folge gefallen und notierte erstmals seit 2013 im negativen Bereich. Niedriger war der Wert zuletzt im Februar 2010, als die deutschen Unternehmen noch stark an den Folgen der Weltwirtschaftskrise litten. Dies geht aus den monatlichen Erhebungen zum Logistik-Indikator hervor, die das ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt.
„Obwohl die Geschäftslage im expansiven Bereich verharrt, rutscht das Geschäftsklima erstmals seit sechs Jahren unter die neutrale 100er-Marke ab“, kommentiert Robert Blackburn, Vorsitzender des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik (BVL), die Zahlen. „ Grund dafür sind die Erwartungen, die in seltener Einigkeit in der Industrie, im Handel und bei den Logistikdienstleistern im kontraktiven Bereich liegen. Der Kurvenverlauf sieht aus wie vor der großen Krise der Jahre 2008/2009 – nur nicht so steil.“
Nach Angaben des ifo Instituts verschlechterte sich ebenfalls zum vierten Mal in Folge die aktuelle Geschäftssituation in der Logistikwirtschaft. Im dritten Quartal wurde diese als unterdurchschnittlich günstig eingestuft. Gleichzeitig blickten die befragten Firmen mit zunehmender Skepsis auf die Entwicklungen in den kommenden Monaten. Stärkerer Pessimismus war zuletzt im Mai 2009 zu beobachten. Der Personalbestand soll den Umfrageergebnissen zufolge innerhalb der kommenden drei Monate verkleinert werden. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zum Vorquartal gesunken. Aufgrund der deutlichen Verschlechterung des ifo Geschäftsklimas Deutschland in den vergangenen Monaten verdichten sich die Anzeichen, dass sich die deutsche Wirtschaft nunmehr in einer Rezession befindet, so die Aussage des ifo Instituts.
Daher werde voraussichtlich auch im dritten Quartal die Wirtschaftsleistung nicht zunehmen. Die aktuelle Prognose des ifo Instituts vom Juni 2019 weist für das Gesamtjahr eine Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts von 0,6 Prozent aus. Hierbei wurde allerdings angenommen, dass sich der Zollkonflikt zwischen den USA, China und der EU nicht weiter verschärft und dass der „harte“ Brexit noch abgewendet werden kann. Laut dem BVL-Vorstand Blackburn gebe es aber keine besseren Aussichten auf einen geordneten Brexit. Als Worst-Case-Szenario sei demnach wahrscheinlich, dass ab November US-Importrestriktionen für Fahrzeuge und Fahrzeugteile drohen. Schon jetzt seien Absatz und Auftragseingänge in Teilen der Industrie merklich niedriger als vor einem Jahr. „Noch setzt sich der Beschäftigungsaufbau fort - wenn auch mit geringerer Dynamik - und der Fachkräftemangel bleibt ein Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung“, so Blackburn.
Nach ifo-Aussagen blicken die Logistikdienstleister mit steigender auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Gleichzeitig sank der Geschäftslageindikator auf 100,3 Punkte und somit auf den niedrigsten Wert seit drei Jahren. Der Geschäftsklimaindex sank entsprechend und notierte bei 94,3 Punkten und somit 12,9 Indexpunkte unter dem Vorjahreswert. Dies bedeutet den niedrigsten Wert seit November 2012.
Zur Ermittlung des Indikators werden mehr als 4.000 Antworten von Logistikanbietern beziehungsweise von Unternehmen aus den Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes herangezogen.