Großbritannien wird Drittstaat

03. Apr. 2017
Der EU-Verhandlungsführer in Sachen Brexit, Michel Barnier, hat London vor einem Ausscheiden aus der Union ohne Vertrag gewarnt. In diesem Fall käme es auf der Insel zu Versorgungsproblemen und einer Unterbrechung der Wertschöpfungsketten. Barnier sprach von mühsamen Zollkontrollen, langen Lkw-Staus in Dover und schweren Störungen im Luftverkehr zwischen der EU und Großbritannien.
„Von einer solchen Situation würde das Vereinigte Königreich schwer in Mitleidenschaft gezogen: Zweidrittel seines Handels werden derzeit durch den Binnenmarkt und die Freihandelsabkommen der Europäischen Union mit mehr als 60 Partnerländern ermöglicht und geschützt“, sagte Barnier. Auch die 27 Mitgliedstaaten der EU müssten entsprechende Auswirkungen verkraften.
„Wir wollen einen Vertrag. Wir wollen erfolgreich einen Vertrag abschließen“, betonte der ehemalige Binnenmarkt-Kommissar. Ein noch auszuhandelndes Freihandelsabkommen könne allerdings nicht dem jetzigen Status entsprechen. „Auf diese Situation sollten wir uns alle vorbereiten“, sagte Barnier. Die Gespräche müssen im Herbst 2018 abgeschlossen sein. In zwei Jahren sei Großbritannien ein Drittstaat.
Der britische Industrieverband EEF hat erneut die Bedeutung eines Handelsabkommens betont – im Gegensatz zu Regierungschefin Theresa May, die meinte, darauf verzichten zu können. Ihre Aussage: „Kein Deal ist besser als ein schlechter Deal“, sei nicht akzeptabel. Für den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ist der langfristige Erhalt des Binnenmarktes wichtiger als kurzfristige Handelserleichterungen. „Deswegen darf ein Abkommen mit der EU nicht attraktiver sein als eine EU-Mitgliedschaft“, so der VDMA.