Güterbahnen kritisieren DB Netz

20. Dez. 2021 Newsletter / Transport & Verkehr
Die Güterbahnen verstärken ihre massive Kritik an DB Netz, sie beklagen auch die Funkstille auf Seiten des Managements. Grund für die Kritik sind schlecht koordinierte Baustellen, viele Störungen an Weichen und Signalen und fehlendes Personal für Fahrpläne. Daher wollen die Güterbahnen die Bundesnetzagentur um die Eröffnung eines Verfahrens bitten.
Das Ausmaß vor allem akuter Probleme habe in den vergangenen Wochen den Charakter einer faktischen systematischen Einschränkung der Betriebspflicht und des Zugangsrechts der Güterbahnen bekommen, sodass „wir bei der Regulierungsbehörde jetzt noch einmal nachlegen werden“, sagte Ludolf Kerkeling, Chef des Güterbahnen-Verbandes NEE.
DB Netz bereits angezählt
Die negativen Auswirkungen schlecht geplanter Baustellen, die für den Güterverkehr zu wenig Restkapazität übriglassen, seien bereits Gegenstand eines Verfahrens bei der Bundesnetzagentur. Dort habe man DB Netz bereits gesagt, dass ihre Prozesse für die Bauplanung und -kommunikation europäischem Recht nicht genügen, berichtet Kerkeling.
Güterverkehr seit einem Monat behindert
Seit vier Wochen werde vor allem der Schienengüterverkehr behindert, prangert der Branchenvertreter den Infrastrukturbetreiber an. „Das muss aufhören“, fordert er. „Der Eisenbahnverkehr ist von allen Verkehrsmitteln am stärksten auf eine uneingeschränkt funktionsfähige Infrastruktur angewiesen, sonst bricht die aufwändige Planung aller Beteiligten in sich zusammen.“
Westen des Landes im Chaos
Wie der Personenverkehr pünktlich Bahnhöfe anfahren müsse, hätten die Güterbahnen ihre Zusagen an die verladenden Unternehmen einzuhalten. Und sie müssten neben der Trasse von DB Netz dafür auch Loks, Personal und Wagen exakt und effizient disponieren. Davon, so Kerkeling, „kann derzeit vor allem im Westen des Landes keine Rede mehr sein.“
DB-Management auf Tauchstation
Zu den massiven alltäglichen Behinderungen komme auch noch eine völlige Sprachlosigkeit des wichtigsten Dienstleisters hinzu, unterstreicht Kerkeling. „Es herrscht vollständige Funkstille im Management zu Ursachen und Abhilfen.“ Und selbst für die notwendige Ad-hoc-Disposition bekämen Mitglieder häufig selbst in den großen Betriebszentralen niemanden ans Telefon. Der Verband warte auf Antwort auf ein fast drei Wochen altes Schreiben an den Netz-Vorstandsvorsitzenden und auf eine Nachfrage von dieser Woche an den zuständigen Netzvorstand.
Bund muss handeln
Der Bund dürfe der DB nicht das gleiche Verhalten wie nach der Tunnelhavarie von Rastatt durchgehen lassen, mahnt der Manager. „Als Sofortmaßnahme fordern wir, dass DB Netz ab sofort ihre Managementinformationen zum Störungsgeschehen samt aller Messgrößen veröffentlicht.“ Nicht nur die Kunden, sondern auch immer mehr Lokführer/-innen drohten abzuspringen, wenn sie mangels Fahrplanunterlagen an den innerdeutschen Regionalbereichsgrenzen der DB Netz immer wieder stundenlang auf rote Signale starrten.