H2-Lkw: Paul Group fordert mehr Fahrzeuggesamtlänge

02. März 2023 Newsletter / Fahrzeug & Technik
Beim Besuch des bayerischen Verkehrsministers Christian Bernreiter bei der Paul Group in Vilshofen standen nach Angaben des Nutzfahrzeugspezialisten zwei Themen im Fokus. Zum einen die Herausforderungen für den Ausbau der Wasserstoff-Lkw-Produktion bezüglich ihrer Fahrzeuggesamtlänge, zum anderen eine fehlende Regelung für die Mehrgewichtskompensation für batterieelektrische Lkw mit vier Achsen.
Wasserstoff-Lkw müssen 90 Zentimeter länger werden
Bezüglich der baulichen Herausforderungen für Wasserstoff-Lkw fordert die Paul Group nach eigenen Angaben stellvertretend für die gesamte Branche der Nutzfahrzeughersteller und Umbauspezialisten vom Bundesverkehrsministerium eine Verlängerung der Gesamtlänge für Zugmaschinen und Gesamtzüge um 90 Zentimeter. Diese zusätzliche Fahrzeuglänge werde benötigt, da Wasserstofftanks im optimalen Fall horizontal hinter der Fahrerkabine installiert werden sollten. Eine Integration unter dem Fahrwerk sei allerdings aufgrund der Dimensionen der Wasserstofftanks nicht möglich. Entsprechend sei die Gesamtlänge ein maßgeblicher Entscheidungsfaktor für Logistikkunden, da diese eine vergleichbar große Ladeflächen wie konventionelle Dieselverbrenner benötigten.
Batterieantrieb benötigt zwingend vier Achsen
Eine weitere Forderung platzierte Paul gegenüber Bernreiter auch in Bezug auf batterieelektrische Nutzfahrzeuge. Derzeit betrage das zulässige Gesamtgewicht für vierachsige, dieselbetriebene Baustellenfahrzeuge 32 Tonnen. Durch den Einbau von sechs bis sieben Batteriezellen entstehe bei BEV-Fahrzeugen in diesem Segment jedoch ein Mehrgewicht, das nach aktuellen Stand der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung nicht kompensiert werden darf. Eine Kompensation wäre mit Blick auf vierachsige Baustellen-Lkw jedoch zwingend notwendig, damit kein Wettbewerbsnachteil gegenüber konventionellen Antrieben entstehe. Eine entsprechende Kompensation von bis zu zwei Tonnen fände derzeit allerdings nur bis zum dreiachsigen Lkw statt.
Verkehrsminister und Paul sind sich einig
„Wir haben mit PH2P den ersten serienfertigen Wasserstoff-Brennstoffzellen Lkw entwickelt und mit dem Battery Electric Arocs den ersten batterieelektrischen Fahrmischer, der nicht nur klimaneutral fährt, sondern auch leises und sauberes Betonmischen ermöglicht“, erklärt Paul Geschäftsführer Bernhard Wasner. Für beide Fahrzeuge erhalte Paul täglich Anfragen. Was fehle seien praxisrelevante Regelungen auf Bundesebene, mit denen diese Fahrzeuge schnell, sicher und effizient auf die Straße gebracht werden könnten. „Zuverlässige und berechenbare Förderkulissen sind jetzt zwingend notwendig, ansonsten wird das nichts mit der Klimawende“, attestiert Wasner. Mit diesem Vorstoß rannte Wasner beim Verkehrsminister offene Türen ein. Brennstoffzellen- und Batterie-Antriebe sind laut Bernreiter zukunftsweisende Möglichkeiten, Lkw klimafreundlich anzutreiben. „Aktuell wird der uneingeschränkte Einsatz dieser Fahrzeuge durch straßenverkehrsrechtliche Bestimmungen verhindert. Bayern wird sich im Sinne der Förderung alternativer Antriebe beim Bund und den anderen Ländern dafür einsetzen, die entsprechenden Vorschriften zu lockern“, verspricht der bayerische Minister.
Zum Bild: Der Bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter zu Besuch bei der Paul Group. Stefan Meyer, Direktkandidat der CSU Passau, der Bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter, Josef Paul und Bernhard Wasner, beide Geschäftsführer der Paul Group.