Hardware-Nachrüstung von Dieselfahrzeugen rückt offenbar näher

05. Feb. 2018
Eine Hardware-Nachrüstung von Dieselfahrzeugen ist offenbar näher gerückt. Medienberichten zufolge haben sich die Unterhändler der Großen Koalition auf eine Motor-Nachrüstung verständigt, um zu hohe Stickoxidemissionen in den Städten zu drücken. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Verkehrsministeriums ist danach der Ansicht, dass die Nachrüstung von Euro-5-Dieseln zumeist technisch und auch wirtschaftlich möglich ist.
Vom Kfz-Gewerbe wurde dies bereits im vergangenen Jahr gefordert, damit drohende Fahrverbote vermieden werden können. Tests hätten gezeigt, dass mit SCR-Katalysatoren eine Reduzierung des NOx-Ausstoßes um rund 90 Prozent erreicht werden könne, betont der Zentralverband Deutsches Kratfahrzeuggewerbe. Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte noch vor wenigen Tagen argumentiert, dass die Entwicklungen hierfür mindestens zwei bis drei Jahre in Anspruch nähmen.
Experten schätzen, dass die Kosten pro Fahrzeug zwischen 1.300 Euro und 2.500 Euro liegen. Derzeit arbeiten beispielsweise der Zulieferer Baumot-Twintec aus Königswinter und das dänische Unternehmen Amminex an einer Nachrüstlösung. Amminex will mit seinem „Bluefit“ die Emissionsstandards von Euro 6 unter realen Fahrbedingungen nicht nur erfüllen, sondern noch übertreffen. Dies sei bei unabhängigen Tests des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der Technischen Universität Graz (Österreich) nachgewiesen worden.
Der Druck auf eine neue Bundesregierung ist bei diesem Thema groß, denn Ende der Woche läuft ein Ultimatum der EU-Kommission aus, die ansonsten wegen zu hoher Schadstoffwerte ein Gerichtsverfahren gegen Deutschland anstrengen will. Außerdem steht nach mehreren Klagen am 22. Februar am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine Entscheidung zu Fahrverboten in deutschen Städten an, die die Politik unbedingt vermeiden will.
Unterdessen hat das Berliner Verkehrsministerium mitgeteilt, dass sich die deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen definitiv mit 250 Millionen Euro an einem „Sofortprogramm Saubere Luft“ in den Innenstädten beteilligen. Mit den ausländischen Herstellern bleibe das Ministerium „in engen Gesprächen“. Der Politik geht es grundsätzlich allerdings nicht nur um weniger Schadtoffausstoß der bestehenden Dieselflotte. Ihre Planungen sehen auch vor, dass zunehmend Neuwagen mit weniger Emissionen auf die Straßen gelangen.