Hermes Germany forciert emissionsfreien Transport
Der KEP-Dienstleister Hermes Germany treibt das Thema Nachhaltigkeit voran und plant den emissionsfreien Transport in 80 deutschen Großstädten. Bis Ende des Jahres soll das Ziel erreicht sein. „Für uns bei Hermes Germany ist die lokal emissionsfreie Zustellung ein wichtiger Hebel, um unseren CO2-Fußabdruck zu verringern und aktiv zum Klima- und Umweltschutz beizutragen“, sagt Liv Langmaack, Teamlead Sustainability Implementation bei Hermes Germany, gegenüber der Fachzeitung trans aktuell. Weniger Geräuschemissionen würden zudem die Lebensqualität in städtischen Gebieten verbessern.
Bereits im März hat Hermes laut Langmaack in 70 deutschen Städten – darunter Köln, Düsseldorf, Essen und Nürnberg – auf E-Fahrzeuge in der Haustürzustellung umgestellt. In der Bundeshauptstadt seien ebenfalls Fortschritte zu verzeichnen. 2021 hat der KEP-Dienstleister das Nachhaltigkeitsprojekt „Green Delivery Berlin“ gestartet. Mittlerweile könne im kompletten inneren S-Bahn-Ring elektrisch zugestellt werden. Insgesamt kommen in Berlin 97 E-Transporter und 62 Lastenräder zum Einsatz – und beliefern damit rund 680.000 Haushalte emissionsfrei.
Maßgeschneiderte Strategien für die Städte
Auf welche Verkehrsmittel Hermes setzt, hänge auch von der jeweiligen Stadt ab. Jede Stadt benötige eine maßgeschneiderte Strategie. In Berlin biete sich zum Beispiel die Radlogistik mehr an als in anderen Städten. Darum sind dort mehr Lastenräder unterwegs.
Insgesamt gehören demnach mehr als 1.400 Elektro-Transporter und rund 150 Cargobikes zur Flotte von Hermes Germany – Tendenz steigend. „Wir sind stolz darauf, diesen Anteil stetig auszubauen und einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Logistik zu leisten“, sagt Langmaack. Die Technologie der E-Fahrzeuge habe sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. Die Reichweiten liegen mittlerweile bei 250 bis 300 Kilometern. „Auch wirtschaftlich gesehen holen Elektrofahrzeuge auf, sodass sie auf der Letzten Meile zunehmend konkurrenzfähig werden“, sagt Langmaack.
Seit Februar 2024 testet Hermes einen H2-Lkw
In der Flotte von Hermes Germany befindet sich seit Februar 2024 auch ein Wasserstoff-Lkw. Das Fahrzeug des Herstellers Hyundai, das Hermes über den Lkw-Vermieter Hylane bezieht, verkehrt hauptsächlich zwischen dem Logistik-Center im hessischen Friedewald und dem Depot in Kassel. Den Hermes will nicht nur die Letzte Meile, sondern auch die Langstecke dekarbonisieren.
Momentan fährt das Fahrzeug laut Dennis Caldwell, Future Energy & Transport Manager bei Hermes Germany, im Schnitt 200 Kilometer am Tag und transportiert rund 2.000 Sendungen. „Unsere Bilanz fällt insgesamt positiv aus, das erste Jahr lief überwiegend gut. Unsere Erwartungen wurden größtenteils erfüllt, und es gab erfreulicherweise nur wenige Ausfälle“, sagt Caldwell gegenüber trans aktuell.
Test mit H2-Lkw dauert vier Jahre
Der Test dauert insgesamt vier Jahre, im Februar veröffentlichte Hermes eine erste Zwischenbilanz. Der Lkw punkte mit einer hohen Reichweite von rund 400 Kilometern und einer kurzen Betankungszeit. Je nach Tankstelle dauere der Tankvorgang nur rund 15 Minuten. Als Herausforderung nennt Caldwell die unzureichende Tankstelleninfrastruktur. Das mache den Transport weniger flexibel und effizient und erfordere eine genaue Routen- und Einsatzplanung.
In Bezug auf das Fahrzeug sollte die Reichweite verbessert werden. Zudem seien zuverlässigere Systeme erwünscht. Caldwell nennt zum Beispiel das des Wasserstoff-Verdichters beim Betanken. „Ein weicheres Fahrwerk könnte den Komfort erhöhen, und eine Standheizung wäre nützlich, um das Fahrzeug während Pausen warm zu halten“, sagt Caldwell.
Technologie alltagstauglich machen
Für den Wechselbrückenaufsatz ist aufgrund der Fahrzeugbreite ebenfalls eine Verbesserung erwünscht. Hermes tausche sich zu allen Punkten regelmäßig mit Hyundai und Hylane aus, um die Technologie alltagstauglich zu machen.
Bei den Fahrern kommt der H2-Lkw gut an. Sie überzeuge vor allem das starke Drehmoment, das für eine ruhige und komfortable Fahrt sorge. Außerdem wüssten sie das angenehme Fahrgefühl zu schätzen. Das öffentliche Interesse an dem Fahrzeug sei groß. Das Fahrpersonal werde häufig auf den Wasserstoff-Lkw angesprochen und erhalte viele Fragen von Kunden und Passanten. Fahrer als auch Disponenten sollten laut Caldwell für den Umgang mit dem Fahrzeug geschult sein. „Nur so kann das volle Potenzial dieser Antriebsart ausgeschöpft werden.“
Bei der Frage nach dem alternativen Antrieb der Zukunft sieht Caldwell aktuell den batterieelektrischen vorn. Auf der Letzten Meile habe sich dieser bei Hermes Germany bereits durchgesetzt. „Auch im Schwerlastverkehr könnte sich, sofern kein großer Durchbruch in der Wasserstofftechnologie kommt, der batteriebetriebene Lkw durchsetzen“, sagt Caldwell. Wobei es auch bei Elektro-Lkw weiterhin Herausforderungen gebe, vor allem bei der Ladeinfrastruktur. „Die entscheidende Frage bleibt, ob es eine einzige Technologie sein muss oder ein Mix aus verschiedenen Ansätzen die Lösung ist. Stand jetzt würde ich sagen, dass Wasserstoff neben weiteren Antriebsformen eine zuverlässige und zukunftsweisende Ergänzung für unsere Flotte darstellen kann.“