Hochautomatisierter MAN-Truck geht auf Erprobungsfahrt

22. Apr. 2024 Newsletter / Fahrzeug & Technik
MAN Truck & Bus hat letzte Woche einen hochautomatisierten Lkw auf die Autobahn geschickt. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der erste Nutzfahrzeughersteller, der dafür eine Level-4-Erprobungsgenehmigung erhalten hat.
An Bord des Erprobungstrucks, der rund 10 Kilometer auf der A9 zwischen den Anschlussstellen Allershausen und Fürholzen gefahren ist, waren Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und MAN-CEO Alexander Vlaskamp.
Deutschland als Leitmarkt des automatisierten Fahrens
„Die erste Level-4-Erprobungsfahrt eines autonomen Trucks auf einer deutschen Autobahn beweist, dass Deutschland mit dem Gesetz zum autonomen Fahren die Spitzenposition in Europa eingenommen hat. Unser Ziel ist es, zum Leitmarkt für das automatisierte und vernetzte Fahren zu werden“, sagt Wissing. Das stetig zunehmende Transportaufkommen bei sich gleichzeitig zuspitzendem Fahrermangel sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Hochautomatisierte Lkw könnten dazu beitragen, die Situation zu entschärfen. „Außerdem bietet die intelligente Vernetzung des Gütertransports die Chance, den Umschlag von der Straße auf die Schiene effizienter zu machen und damit den klimafreundlichen kombinierten Verkehr zu stärken“, erklärt der Bundesminister für Digitales und Verkehr.
Politik gibt der Nutzfahrzeugindustrie nötige Sicherheit
Alexander Vlaskamp, Vorsitzender des Vorstands von MAN Truck & Bus, sieht im automatisierten Fahren das zweite große Zukunftsfeld – neben dem Umstieg auf CO2-freie Antriebe. „In diesem Jahr fahren wir zunächst Tests mit Prototypen auf der Autobahn. Ab 2025 folgen weitere Hub-to-Hub-Projekte, dann aber schon in typischen Kundenanwendungen. Damit gehen wir den nächsten Entwicklungsschritt in Richtung Serienreife von autonomen Trucks gegen Ende des Jahrzehnts.“ Das Gesetz zum automatisierten Fahren gebe der Nutzfahrzeugindustrie die notwendige Planungssicherheit. „Zur Realisierung des autonomen Fahrens brauchen wir aber auch den engen Schulterschluss mit Infrastrukturbetreibern wie der Autobahn GmbH. Nur gemeinsam können wir das autonome Fahren auf die Straße bringen“, erklärte Vlaskamp.
Betriebskosten um bis zu 15 Prozent senken
Dabei schwingt bei den Beteiligten noch eine andere Hoffnung mit: Bei den hochautomatisiert fahrenden Lkw entfallen die Lenkzeitpausen. Die Fahrzeuge würden sich damit „perfekt in eng getaktete Logistikabläufe integrieren“. Der effiziente Einsatz hochautomatisierter Lkw könne so perspektivisch die Gesamtbetriebskosten um 10 bis 15 Prozent reduzieren, heißt es. Auch den Fahrermangel könne die neue Technologie abmildern.
Der bürokratische Weg zur Testfahrt
Für die Testfahrt des ersten hochautomatisierten Lkw hat die bundeseigene Autobahn GmbH zunächst das Konzept des Münchner Nutzfahrzeugherstellers geprüft. Anfang April gab dann das Kraftfahrt-Bundesamt grünes Licht. Künftig wird die Autobahn GmbH auch bei der Serienzulassung von automatisierten Fahrzeugen für die Genehmigung von Betriebsbereichen auf Autobahnen zuständig sein.