Hupac: Sendungsvolumen nimmt ab
Der Schweizer Kombi-Operateur Hupac hat 2022 rund 20.000 Straßensendungen transportiert. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 1,8 Prozent weniger.
Das Unternehmen aus Chiasso fordert von der Politik Unterstützung, um den Kombinierten Verkehr (KV) im aktuellen Konjunkturabschwung zu stabilisieren.
Der Umsatz der Hupac Gruppe sank 2022 um 2,1 Prozent auf 668 Millionen Schweizer Franken (rund 681 Millionen Euro), das Unternehmen zeigt sich aber mit einem Jahresgewinn von rund 7,7 Millionen Euro zufrieden.
Rückgang der Massengüter und hohe Bahnkosten als Problem
Demnach setzte insbesondere im letzten Quartal eine konjunkturelle Abschwächung ein, die auf die „ungünstige Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen“ sei. Aufgrund der hohen Energiekosten seien vor allem die energie-intensiven Branchen wie Stahl, Chemie und Papier unter Druck. Insgesamt ging laut dem Unternehmen das Verkehrsvolumen auf dem aufkommensstarken Nord-Süd-Korridor um 2,9 Prozent auf 767.000 Straßensendungen zurück.
Mit dem Rückgang dieser bahnaffinen Transporte sinke die Grundlast des KV in Europa, sagt Hans-Jörg Bertschi, Verwaltungsratspräsident der Hupac, anlässlich der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. „Die Summe der negativen Faktoren wie konjunkturbedingter Verkehrsrückgang, hohe Bahnkosten, sinkende Frachtraten im Straßentransport und die chronische Instabilität des Schienennetzes stellen ein reales Verlagerungsrisiko dar“, sagte Bertschi.
Bertschi kritisiert, dass zwar im ersten Quartal 2023 das Transportvolumen im KV europaweit deutlich zurückgegangen sei, sich Qualität und Zuverlässigkeit aber kaum verbessert hätten: „Wenn sich die Planbarkeit der Schieneninfrastruktur und die Qualität des Kombinierten Verkehrs nicht verbessern, ist in den kommenden Monaten mit weiteren Rückverlagerungen auf die Straße zu rechnen.“
Fingerzeig in Richtung Deutschland
Dem Schweizer Operateur zufolge wirken sich insbesondere die Baustellen-Probleme in Deutschland negativ aus. Die intensive Bautätigkeit auf dem Rhein-Alpen-Korridor habe zwischen April und Juni und nochmals im Herbst zu einem Einbruch des Aufkommens geführt; in Spitzenzeiten konnten bis zu 20 Prozent der bestellten Züge aus betrieblichen Gründen nicht fahren.
Damit war auch der transalpine Verkehr durch die Schweiz betroffen und legte ein Minus von 2,1 Prozent auf 585.000 Sendungen hin, während der Transitverkehr durch Österreich um 9,7 Prozent auf 44.000 Sendungen zulegte. Die Sendungszahl auf dem Südost- und der Südwestkorridor der Hupac legte um 2,9 Prozent sowie 40,3 Prozent zu.
Einer Mitteilung zufolge unterliegt der Seehafenhinterlandverkehr der Hupac weiterhin starken externen Einflüssen, etwa durch den Krieg in der Ukraine; die Maritimverkehre der ERS Railways ab den Nordseehäfen verzeichneten einen Rückgang von 3 Prozent auf 184.000 Sendungen.
Konkurrenz auf der Straße
Neben dem konjunkturellen Sendungsrückgang befeuern laut dem KV-Anbieter auch Preiserhöhungen im Bahnverkehr, die deutlich über den Preissteigerungen im Straßentransport liegen, die Konkurrenzsituation, ebenso die Tatsache, dass auch im Straßengüterverkehr wieder mehr Kapazitäten frei seien - dies führe zu deutlichen Rückverlagerungen. Im Verkehrsnetz der Hupac lasse sich dies für den Zeitraum Januar bis April 2023 je nach Verkehrssegment mit einem Minus von 10 bis 15 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs beziffern.
„Wenn sich die Planbarkeit der Schieneninfrastruktur und die Qualität des Kombinierten Verkehrs nicht verbessern, ist in den kommenden Monaten mit weiteren Rückverlagerungen auf die Straße zu rechnen“, sagte Hupac-Präsident Bertschi.
Stabilisierungsmaßnahmen für den KV gefordert
Seine Forderungen an die Politik:
• Qualitätsmanagement für Shuttlezüge im internationalen Alpentransit unter Führung der Bahninfrastrukturen des Korridors, um etwa die anstehenden Korridorsanierungen und Bauarbeiten auf der Rheintalbahn besser zu koordinieren. Weil die Schweiz und Italien verkehrspolitisch stark betroffen sind, soll laut Hupac das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Impulsgeber sein und von Italien unterstützt werden.
• Temporäre Aussetzung der jährlichen Kürzung der Fördermittel für den unbegleiteten Kombinierten Verkehr bis zur Überwindung der Wirtschaftskrise.
• Weiterführung der Rollenden Autobahn bis 2028.
• Leistungssteigerung durch digitale Transformation - bestehende offene Systeme wie der Data Hub von DX Intermodal sollten zum Standard für den gesamten Kombinierten Verkehr in Europa werden.
Weitere Investitionen geplant
Trotz der schwierigen Lage für den KV hält die Hupac nach eigenen Angaben an geplanten Investitionen fest, darunter das Großterminal Milano Smistamento im Rahmen eines Joint Ventures mit Mercitalia Logistics, das bis 2026 realisier wird. Weitere Terminalprojekte der Hupac befinden sich bereits in der Realisierungsphase, etwa das Terminal Piacenza mit Fertigstellung bis 2025, der Ausbau des Terminals Novara bis 2025 und die Ersatzinvestitionen in Portalkräne im Terminal Busto Arsizio-Gallarate. Bei der Netzwerkentwicklung konzentriere man sich auf den Angebotsausbau ab dem Terminal Köln Nord, dessen Betrieb die Hupac Gruppe Anfang Jahr übernommen hat.