HV 100: Bund fördert klimafreundliche Kraftstoffe

22. Juni 2023 Newsletter / Transport & Verkehr
Bislang müssen neuangeschaffte Fahrzeuge etwa für Verwaltung, ÖPNV oder kommunale Unternehmen zu einem bestimmten Anteil klimafreundlich sein. Das Bundeskabinett hat nun eine Gesetzesinitiative aus dem Bundesverkehrsministerium beschlossen, wonach synthetische paraffinische Kraftstoffe aus fossilen Quellen bei der öffentlichen Beschaffung von Lkw und Bussen künftig nicht mehr als sauber und klimafreundlich angerechnet werden können.
Der Kabinettsbeschluss hat allerdings noch nicht Gesetzeskraft. „Er durchläuft nun den Gesetzgebungsprozess und wird nun dem Bundestag und Bundesrat zugeleitet“, erklärt ein Sprecher des Ministeriums gegenüber dem Fachportal eurotransport.de. Unabhängig davon soll die Neuregelung an die zeitgleiche Anpassung der 10. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) zur Einführung synthetischer und paraffinischer Kraftstoffe der DIN EN 15940 als Reinkraftstoff geknüpft werden.
Keine unbeabsichtigte Förderung
Verkehrsminister Volker Wissing erklärt: „Mit unserem Entwurf zur Änderung des Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetzes schließen wir aus, dass wir unbeabsichtigt paraffinische Dieselkraftstoffe aus fossilen Quellen fördern. Künftig sollen nur noch klimafreundliche Kraftstoffe wie HVO 100 auf die Beschaffungsziele öffentlicher Auftraggeber angerechnet werden können, nicht aber Dieselkraftstoffe, die zum Beispiel aus Erdgas hergestellt werden. Zeitgleich wird die Bundesregierung ermöglichen, dass unter anderem das klimafreundliche HVO 100 an Tankstellen in Verkehr gebracht werden kann. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die CO2-Emissionen in der Bestandsflotte zu reduzieren.“
HVO 100 an die Tankstelle
Wird es HVO nun bald an Tankstellen geben? Eine Sprecherin von Aral erklärt gegenüber dem Fachportal eurotransport.de: „Diese Verkehrsbereiche müssen dekarbonisiert werden, wozu erneuerbare Kraftstoffe notwendig sind. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir die aktuellen Entwicklungen zum Thema Hydriertes Pflanzenöl (HVO). Dabei ist die Änderung der 10. BImSchV der erste wichtige Schritt zur Zulassung von HVO als Kraftstoff an öffentlich zugänglichen Tankstellen. Damit dies auch Wirklichkeit wird, müssen allerdings noch weitere Schritte im Gesetzgebungsverfahren erfolgen.“
Das ist HVO 100
HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) ist ein ölbasierter Biokraftstoff und wird in einer katalytischen Reaktion mit Wasserstoff hergestellt. In Reinform bezeichnet man den Kraftstoff als HVO100. Als Eingangsstoffe können pflanzenbasierte Abfall- und Restöle verwendet werden. Es handelt sich hierbei nicht um Anbaubiomasse. Daher steht HVO100 in keiner Konkurrenz zum Anbau von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen. Die CO2-Minderung beträgt bis zu 90 Prozent gegenüber fossilem Diesel.