IAA: Ein Feuerwerk an Innovationen
In Hannover ist die IAA TRANSPORTATION in vollem Gange, zahlreiche Elektro- und Wasserstoff-Lkw feierten bereits Premiere. Schließlich muss die Transport- und Logistikbranche ihre CO2-Emissionen schnell und deutlich reduzieren.
Zur IAA Nutzfahrzeuge 2018 steckten die dafür nötigen Mobilitätslösungen noch in den Kinderschuhen. Zur diesjährigen Auflage der nun als IAA TRANSPORTATION firmierenden Messe sind entsprechende Lösungen greifbar und für eine Vielzahl an Transportaufgaben geeignet. Und für Flottenbetreiber besonders wichtig: Die Fahrzeuge sind bestellbar und teilweise bereits in der Serienproduktion. Viel hat sich in den vergangenen vier Jahren also auf der Angebotsseite getan. Eindrucksvoll zeigen die 1.402 Aussteller aus 42 Ländern noch bis Sonntag, 25. September, welche Innovationssprünge sie seitdem gemacht haben.
Daimler Truck präsentiert eActros LongHaul
Beispiel Daimler Truck: 2018 zeigte das Unternehmen seinen batterieelektrischen (BEV) Verteiler-Lkw eActros als Prototyp. Seit Oktober vorigen Jahres laufen die Fahrzeuge in Wörth vom Band. Je nach Größe des Batteriepacks sind bis zu 400 Kilometer Reichweite möglich – eine Verdopplung gegenüber den Prototypen. Auch das Entsorgungsfahrzeug eEconic ging dieses Jahr in Wörth als BEV-Variante an den Start. Auf dem eActros 300 baut ein neues auf der IAA vorgestelltes Modell auf – eine Sattelzugmaschine für den schweren Verteilerverkehr. Mithilfe von drei Batteriepaketen mit je 112 kWh sind Reichweiten von bis zu 220 Kilometern möglich. Die Schlepper sollen in der zweiten Jahreshälfte 2023 in Serie gehen.
Highlight auf dem Messestand aber ist ein Statement, das Daimler Truck mit Blick auf den Fernverkehr abgibt: Der schwere eActros LongHaul mit Reichweiten von bis zu 500 Kilometern soll seinem Diesel-Pendant in Sachen Zuverlässigkeit in nichts nachstehen und 2024 auf die Straße kommen.
Abkehr vom Diesel
2024 will auch der Wettbewerber aus München BEV-Zugmaschinen in Serie produzieren. Anders als die Kollegen von Daimler Truck, die zweigleisig fahren und mit Batterien und Brennstoffzellen planen, fokussiert sich MAN auf den Batterieantrieb – auch im Fernverkehr. Durch das geplante Megawatt-Laden sei es möglich, schwere Elektro-Lkw von 20 auf 80 Prozent in weniger als einer Stunde zu laden, betonte MAN-Vorstandschef Alexander Vlaskamp. Er bekräftigte seine Skepsis gegenüber dem Wasserstoff-Antrieb: Der Wirkungsgrad lasse zu wünschen übrig, und grüner Wasserstoff sei knapp. Auch Scania wendet sich vom Diesel ab und will 2030 jedes zweite Fahrzeug mit batterieelektrischem Antrieb ausliefern.
Nikola Tre als BEV- und FCEV-Variante
Iveco nutzt die IAA ebenfalls für Fahrzeugpremieren, darunter den ersten eDaily FCEV (mit Brennstoffzellenantrieb) und den eDaily BEV, aber auch für Ankündigungen: etwa zu einer Neugründung des Unternehmens Gate (Green Advanced Transport Ecosystem). Damit bietet Iveco künftig ein All-inclusive-Vermietungsmodell für elektrische Lkw und Transporter an, das erstmals Mitte 2023 mit Pilotkunden in Italien startet. Für den Schwerverkehr bietet Iveco-Partner Nikola auf dem Iveco-Stand den Tre als BEV-Variante sowie als FCEV-Ausführung an, Letztere noch als Prototyp (in Beta-Version).
ZF präsentiert neuen elektrischen Zentralantrieb
Entwicklungssprünge haben auch die Zulieferer gemacht. Die Meilensteine seit 2018 zeigte Wilhelm Rehm auf, Vorstandsmitglied von ZF – darunter die Integration von Wabco und die Neugründung der ZF-Division Commercial Vehicle Solutions (CVS). Auf der Messe 2022 präsentiert das Unternehmen den neuen elektrischen Zentralantrieb für schwere Nutzfahrzeuge CeTrax 2:
Bosch bei allen Antriebsarten aktiv
Eine Zeitenwende sieht auch der Stuttgarter Zulieferer Bosch für den Güterverkehr; für Lkw gebe es gleich mehrere Antriebsalternativen für morgen: Elektrobatterie, Brennstoffzelle und Wasserstoffmotor. Bosch ist laut Dr. Markus Heyn, Vorsitzender des Bereichs Bosch Mobility Solutions, in der Entwicklung aller Antriebe aktiv und präsentiert seine Entwicklungen auf der IAA Transportation: „Unser Ziel sind Lastwagen, die dem Klima nicht mehr zur Last fallen.“ Bis 2025 sieht Bosch den Dieselanteil global noch bei 80 Prozent; ab 2035 werde mehr als jedes zweites neue Nutzfahrzeug dann elektrisch angetrieben, entweder batterieelektrisch oder wasserstoffbasiert.