IAA TRANSPORTATION: Neue Technologien und Mythen

19. Sept. 2024 Newsletter
Innovationen treiben die Transformation voran, doch wird ihnen auch immer wieder mit Skepsis begegnet. Zum Thema „Mythen über Transformation und wie man sie überwindet“ referierte Stan Zurkiewicz, CEO der Expertenorganisation DEKRA, gestern auf der Main Stage der IAA TRANSPORTATION.
„Warum kommen wir alle zwei Jahre nach Hannover?“, fragte Zurkiewicz das Publikum. Er ist der Ansicht, dass es kaum etwas Spannenderes gibt, als neue Technologien. Das sei mit ein Grund, alle zwei Jahre die IAA TRANSPORTATION in Hannover zu besuchen. Und obwohl neue Technologien viele Vorteile mit sich bringen würden, sei die Skepsis ihnen gegenüber noch weit verbreitet. „Diese Skepsis ist eine der vielen Herausforderungen, die die globale Fahrzeugindustrie, die hier in Hannover vertreten ist, überwinden muss“, sagte Zurkiewicz.
Am besten sei es, Ängsten mit den entsprechenden Fakten zu begegnen. Daraufhin stellte er Mythen – unter anderem in den Bereichen alternative Antriebe und Künstliche Intelligenz (KI) vor –, um sie im nächsten Schritt zu widerlegen. Ein Mythos laute: BEV sind anfälliger für Brände. „Fahrzeuge – egal, ob elektrisch betrieben oder nicht – gehen vor allem in Hollywood-Filmen in Flammen auf und eher selten in der Realität“, so der DEKRA CEO. Offizielle Statistiken aus Norwegen zeigten, dass Benzin- und Diesel-Fahrzeuge vier- bis fünfmal häufiger in Flammen aufgehen als BEV.
Auch die Tests der DEKRA Unfallforschung bestätigen demnach die robuste Leistung von Batterien. In einem der zahlreichen Tests wurden laut Zurkiewicz Fahrzeugbatterien in Brand gesetzt und dabei festgestellt, dass die Flammen- und Rauchentwicklung geringer war als bei Diesel oder Benzin. Keine brennenden Flüssigkeiten könnten abfließen. Allerdings erfordere der Batteriebrand mehr Löschwasser oder spezielle Additive.
Ein weiterer Mythos im Bereich Elektromobilität: Gebrauchte BEV sind nicht wiederverkäuflich. Fahrzeughändler wollen BEV nicht aufkaufen. Diesen Mythos widerlegte Zurkiewicz mit dem patentierten Testverfahren der DEKRA, das den Zustand der Batterie von mehr als 100 Elektroauto- und Lkw-Modellen in weniger als 15 Minuten und mit einem hohen Maß an Zuverlässigkeit und Genauigkeit ermittle. Somit werde die Unsicherheit hinsichtlich des Zustands der Batterie aufgelöst, was wiederum den Weiterverkauf ermöglicht.
Dieses Verfahren gewährt einen Einblick in die „Black Box“-Batterie. Der dabei ermittelte Wert zeigt den Zustand der Batterie korrekt an. Ein anderer Mythos betreffe das Thema Wasserstoff: Wasserstoff macht Verkehr und Infrastruktur unsicher. Fakt sei aber, dass Wasserstoff seit mehr als einem Jahrhundert sicher in der Industrie genutzt werde. Die Unsicherheit resultiere vielmehr aus der breiteren Anwendung, da H2 nun Teil der Energiewende sei. „Ein breiterer Einsatz bedeutet aber nicht unbedingt ein höheres Risiko“, sagte Zurkiewicz. DEKRA unterstütze den sicheren Einsatz von Wasserstoff mit vier Jahrzehnten Erfahrung im Testen und Zertifizieren von H2-Anwendungen in der Industrie.
Der Mythos im Bereich KI, den Zurkiewicz nannte: KI ist unkontrollierbar. Demgegenüber stehe jedoch deren Effizienz. Nach Angaben der Unternehmensberatung McKinsey können digitale Logistikwerkzeuge, einschließlich KI, die operative Leistung innerhalb von zwei bis vier Jahren um 20 bis 40 Prozent verbessern und Lieferketten durch Vorhersage von Verspätungen, Verkehrsengpässen oder Spitzenlieferzeiten optimieren.
DEKRA erarbeite derzeit gemeinsam mit der Industrie und staatlichen Stellen die notwendigen Standards für vertrauenswürdige KI. Die Umsetzung soll im Jahr 2026 beginnen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Schaffung von Qualitäts-Management-Systemen, die Durchführung von Risikobewertungen und die Entwicklung von Prüf- und Konformitätsbewertungsverfahren.