IEA-Studie zur Energiepolitik

08. Apr. 2025 Newsletter / Transport & Verkehr
Dem Verkehrssektor in Deutschland kommt eine Schlüsselrolle zu, denn es ist der Bereich mit den größten inländischen Emissionen. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Internationalen Energie Agentur (IEA) hervor, der in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung entstanden ist.
Nach Aussage der IEA bewegt sich Deutschland mit seiner Energiewende-Politik hin zu einem System, das größtenteils auf erneuerbarem Strom basiert, was langfristig eine Chance zur Verbesserung der Energiesicherheit und der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit biete. Es ist dennoch jedoch mehr Arbeit im Energiesektor erforderlich, um Deutschlands Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, einschließlich des Ausbaus des Stromnetzes, der Senkung der Energiepreise und der Reduzierung der Emissionen in Endnutzungssektoren wie Verkehr, Gebäude und Industrie.
Dominanz des Öls im Straßenverkehr
„Um die Emissionen im Einklang mit den Klimazielen zu reduzieren, muss die starke Dominanz des Öls durch eine Reihe von politischen Maßnahmen drastisch reduziert werden“, lautet eine Aussage in dem Report. So sollte Deutschland die Bemühungen zur Modernisierung der Schienen- und öffentlichen Verkehrsinfrastruktur erheblich verstärken, um die Verkehrsverlagerungen weg von der Straße zu unterstützen. Dies sollte durch langfristige und stabile Finanzierungspakete unterstützt werden.
In der Untersuchung wird dargelegt, dass der Bund zwar das Klimaziel des Sektors erreichen wolle, indem alle neuen Autos bis 2030 elektrisch sein sollten. Gleichzeitig habe Deutschland jedoch Ende 2023 seine bisherigen Kaufanreize für Elektrofahrzeuge nach dem Gerichtsurteil über die KTF-Finanzierung abgewälzt, und der Verkauf von Elektrofahrzeugen habe sich entsprechend verlangsamt.
Die IEA schlägt daher alternative langfristige haushaltsneutrale Maßnahmen zur Beschleunigung der EV-Aufnahme vor, zum Beispiel eine Bonus-malus-Steuerstruktur für Fahrzeugkäufe, die Anreize für den Verkauf von emissionsarmen Alternativen gegenüber Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen schaffen. Neue Maßnahmen sollten nicht nur auf privat gekaufte Autos, sondern auch Leasing- und Firmenautos abzielen, die die Mehrheit der Autos auf dem deutschen Markt ausmachen.
Der Verkauf von Elektrofahrzeugen sollte durch einen schnelleren Einsatz der Ladeinfrastruktur, den Bau des Masterplans Ladeinfrastruktur sowie eine ausreichende Planungskoordinierung mit dem Elektrizitätssystem ergänzt werden. Deutschland sollte auch Möglichkeiten prüfen, um die Rolle nachhaltiger Biokraftstoffe im Verkehr zu erhöhen.
Wasserstoff bleibt eine knappe Ressource
Auch beim Thema Wasserstoff attestiert der Report der deutschen Energiepolitik Nachholbedarf. Zwar gebe es einen umfassenden Ansatz zur Förderung der Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft. Es seien aber zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um Investitionen in die Hochlaufphase anzukurbeln, insbesondere im Bereich der Beschaffung.
Zudem sollte sich dem Report zufolge Deutschland klar auf die Verwendung von Wasserstoff dort konzentrieren, wo es keine geeigneten Alternativen existieren, da Wasserstoff wahrscheinlich eine knappe Ressource bleiben wird. Neben dem Einsatz in bestimmten Industriezweigen könne Wasserstoff in der künftigen deutschen Stromgewinnung eine saisonale Möglichkeit zur Speicherung und dringend benötigte Flexibilität bieten. Zu einem späteren Zeitpunkt werden Wasserstoffderivate dann eine wichtige Rolle als See- und Flugkraftstoffe spielen. Die IEA ist jedoch weniger von einer bedeutenden Rolle für Wasserstoff im weiteren Verkehrssektor in Deutschland überzeugt.