IRU: Branche leidet unter Fahrermangel

10. März 2021 Newsletter
In der Transport- und Logistikbranche herrscht nach wie vor ein alarmierender Fahrermangel. Dies ergab eine Umfrage der IRU unter 800 Straßentransportunternehmen aus mehr als 20 Ländern. Jedoch war der Fahrermangel laut IRU im Jahr 2020 aufgrund der Pandemie weniger schwerwiegend als im Jahr davor. In Europa gab es demnach bei den unbesetzten Fahrerstellen einen deutlichen Rückgang von 20 Prozent auf 5 Prozent bei Busfahrern; bei den Lkw-Fahrern wurden statt 24 Prozent freier Stellen nur noch 7 Prozent genannt.
Covid-19-Beschränkungen schrecken ab
Laut der IRU wirkten sich auch die Auswirkungen der Covid-19-Beschränkungen auf Lkw-Fahrer - etwa schlechte Behandlung an Lieferorten und vorübergehende Grenzkontrollen - und die Berichterstattung der Medien darüber negativ auf die Attraktivität des Berufs aus. Die IRU habe daher eine globale Charta zur Behandlung von Fahrern ins Leben gerufen, um dies zu unterstützen.
„Die Lösungen sind da, aber wenn die Regierungen jetzt nicht handeln, um den Zugang zum Beruf zu erleichtern, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Qualifizierung der Belegschaft zu erhöhen, wird der Fahrermangel die lebenswichtigen Mobilitätsnetze und Lieferketten weiterhin stören und letztendlich irreparabel beschädigen“, sagt IRU-Generalsekretär Umberto de Pretto.
Zahl der unbesetzten Stellen wird 2021 steigen
Die Transportunternehmen prognostizieren jedoch laut dem Verband, dass sich der Fahrermangel im Jahr 2021 wieder verschärfen wird, da sich die Volkswirtschaften erholen und die Nachfrage nach Transportdienstleistungen steigt. Europäische Unternehmen erwarten in diesem Jahr einen Fahrermangel von 17 Prozent.
Frauen und junge Menschen in der Minderheit
Als Problem für die Gewinnung neuer Arbeitskräfte wurden neben den herausfordernden Arbeitsbedingungen, die durch die Pandemie weiter verschärft wurden, auch die Schwierigkeit genannt, Frauen und junge Menschen für den Beruf zu gewinnen. Demnach sind nur 2 Prozent der Lkw-Fahrer weltweit Frauen, und in allen untersuchten Ländern ist der Anteil weiblicher Lkw-Fahrer gesunken. Laut IRU gab es allerdings in Europa ermutigende Anzeichen: So sei der Anteil von Busfahrerinnen im Jahr 2020 von 10 auf 16 Prozent der Gesamtbelegschaft gestiegen.
Zurückgegangen ist hingegen der Anteil der Lkw-Fahrer unter 25 Jahren, besonders niedrige Werte verzeichnet die mit 5 Prozent in Europa und Russland. Mit einem derzeitigen Durchschnittsalter weltweit fast 50 Jahren bei den Berufskraftfahrern werde sich diese demografische Zeitbombe nur verschlimmern, wenn keine Maßnahmen zur Reduzierung des Mindestalters für Fahrer ergriffen werden, so der Verband. Um den Fahrermangel zu beheben, fordert die IRU daher unter anderem für viele Länder, das Mindestalter für die Ausbildung zum Lkw-Fahrer auf 17 Jahre zu senken.
Mehr Investitionen in sichere Lkw-Parkplätze würden zudem die Bedingungen für Fahrer im Fernverkehr sicherer machen und mehr Menschen ans Steuer bringen, insbesondere Frauen.
Auch Schulungen und Zertifizierungen hätten nach wie vor von entscheidender Bedeutung, um qualifizierte Fahrer zu gewinnen, insbesondere in Bezug auf neue Technologien, Sicherheitserwartungen und Compliance-Standards.