Kabotage: BAG nutzt Mautdaten

24. Aug. 2022 Newsletter / Transport & Verkehr
Die Maut beschert dem Bund bekanntlich Milliardeneinnahmen. Seit Oktober 2021 darf auch das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in begründeten Fällen darauf zugreifen, um Kabotage-Sündern auf die Schliche zu kommen. Von dieser Möglichkeit macht die Behörde auch Gebrauch – mit Erfolg, wie nun die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag zeigt.
Insgesamt 337-mal griff das BAG von 1. Oktober 2021 bis 30. Juni dieses Jahres demnach auf Mautdaten zurück, um damit Fälle von illegaler Kabotage zu verfolgen. Durch eine genaue Analyse der jeweiligen Fahrten erzielten die Beamten im letzten Quartal 2021 fünf und im ersten Quartal 2022 17 Treffer – beziehungsweise „zielführende Zugriffe“, wie es in der Antwort der Bundesregierung heißt.
Grenzübertritt im Tachografen dokumentieren
Neben dem Zugriff auf die Mautdaten helfen dem BAG aber auch die Informationen darüber, wann die gebietsfremden Lkw über die Grenze gekommen sind. Seit 2. Februar müssen die digitalen Tachografen den Grenzübertritt dokumentieren. Die Beamten nutzen diese Angaben bei Kabotage-Kontrollen demnach immer dann, wenn sie aufgrund der Frachtpapiere keinen eindeutigen Fahrtverlauf erkennen können. In wie vielen Fällen die Kontrolleure schon die Daten des Tachografen nutzten, um die jeweiligen Grenzübertritte und Fahrten in Deutschland zu ermitteln, lässt sich aber nicht sagen.
Wie viel Kabotage, also Binnentransporte in Deutschland durch ausländische Lkw, ausgeübt wird, geht aus der Antwort der Bundesregierung auch hervor. 2019 waren es demnach knapp 4,8 und 2020 rund 5,4 Millionen Fahrten. Zum Vergleich: Die Zahl der Lastfahrten insgesamt in Deutschland lag 2021 laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei 256 Millionen.
Hohe Bußgelder kassiert
Um Fällen von nicht erlaubter Kabotage auf die Schliche zu kommen, führte das BAG im Jahr 2019 insgesamt 91.414 und im Jahr 2020 weitere 75.248 Kontrollen bei gebietsfremden Lkw durch. Im ersten Halbjahr 2021 waren es 44.127 Kontrollen, aktuellere Zahlen für die Folgehalbjahre liegen noch nicht vor. Resultierend daraus ergaben sich für das Jahr 2019 1.114 Bußgeldbescheide, die Bußgelder über rund zwei Millionen Euro nach sich zogen. 2020 verschickten die Beamten 1.274 Bußgeldbescheide über 2,4 Millionen Euro. 2021 kletterte die Zahl der Bußgeldbescheide auf 2.277, die betroffenen Unternehmer mussten zusammen 3,6 Millionen Euro bezahlen.
Die Kabotage wird in der Transport- und Logistikbranche unterschiedlich gesehen – es gibt Strömungen für eine weitere Liberalisierung wie für ein Festhalten beziehungsweise Verschärfen der Regeln – in jedem Fall aber für eine strikte Kontrolle der Einhaltung dieser Regeln. Befürworter einer weiteren Lockerung halten die verhältnismäßig vielen Meldungen über illegale Kabotage angesichts ihres insgesamt nur geringen Ausmaßes für nicht angebracht.