KEP-Studie: Sendungsvolumen wächst
Die Sendungszahlen sind im Jahr 2024 um 2,8 Prozent gewachsen, vor allem durch das Privatkundengeschäft. Beim B2B-Bereich ist hingegen die wirtschaftliche Flaute zu spüren. Das geht aus der aktuellen KEP-Studie 2025 des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik (BPEX) hervor.
Die gute Nachricht verkündete BPEX-Vorsitzender Marten Bosselmann gleich am Anfang der Vorstellung der KEP-Studie 2025: „Unsere Branche ist weiter resilient und zuverlässig und versorgt Wirtschaft und Menschen mit nachgefragten Produkten“, sagte der Verbandsvorsitzende.
4,29 Milliarden Sendungen im Jahr 2024
Der Studie zufolge ist das Sendungsvolumen 2024 um insgesamt 115 Millionen auf rund 4,29 Milliarden Sendungen gewachsen, also um 2,8 Prozent. Damit bleibt die Paketbranche trotz der schwierigen Entwicklung der Weltwirtschaft auf einem stabilen Wachstumspfad. Der Gesamtumsatz steigt um 4,1 Prozent auf rund 27,6 Milliarden Euro, was laut Bosselmann aber keinen Rückschluss auf die Ergebnissituation erlaube, habe doch auch die KEP-Branche mit erheblichen Kostensteigerungen zu kämpfen.
14 Millionen Sendungen pro Tag
Wie die KEP-Studie 2025 zeigt, wächst die Branche auch weiter durch das Paketgeschäft. 14 Millionen Sendungen pro Tag werden demnach gehandelt. Getragen wird das Wachstum vor allem von Paketsendungen im Endkundengeschäft, die inzwischen einen Anteil von 60 Prozent aller KEP-Sendungen ausmachen. Durch die Zuwächse im Online-Handel legte 2024 das Privatkundengeschäft weiter zu. Dagegen sank das Sendungsvolumen der B2B-Sendungen um 1,6 Prozent. Das liegt vor allem an der schwachen Binnenkonjunktur und -nachfrage. Die unterschiedliche Entwicklung der Marktsegmente im Jahresverlauf zeige aber, dass die Paketbranche von der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Weltlage nicht verschont bleibe. Die Anteile verschieben sich im Gesamtmarkt aber weiter: Stagnation bei Express- und Kuriersendungen und Wachstum bei Paketsendungen.
Was Bosselmann nach eigenen Angaben beglückt – dass die Branche weiter Jobs schafft. 2024 arbeiteten rund 266.300 Menschen in der Paketbranche. Das sind 5.800 oder 2,2 Prozent mehr Beschäftigte als im Vorjahr. „Das sind Menschen, die hart arbeiten, ob in den Sortieranlagen oder auf der Straße beim Zustellen. Das sind Menschen, die kein Homeoffice machen und oft ohne Berufsausbildung und Qualifikation sind.“ Bis 2030 werde die Branche insgesamt 25.000 weitere Jobs schaffen.
5-Milliarden-Sendungs-Marke noch vor 2030
Die braucht es auch. Laut Studienautor Dr. Klaus Esser von dem Beratungsunternehmen KE-Consult Kurte & Esser, das die Studie alljährlich seit 2004 im Auftrag des Verbands erstellt, könnte bereits 2029 die Anzahl der transportierten KEP-Sendungen die 5-Milliarden-Marke knacken. Bis 2030 könnten rund 5,19 Mrd. Sendungen möglich sein. Das entspräche einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 3,2 Prozent.
Dabei werde der Markt auch die Beschäftigtenstruktur ändern müssen – den Sendungszuwachs müssten die Unternehmen durch eine höhere Beschäftigtenanzahl und eine bessere, weil effizientere Produktion auffangen. Trotz Automatisierung würden vor allem Zusteller – die aktuell mehr als 52 Prozent der Beschäftigten in der Branche ausmachen – weiter wichtig bleiben. Vor allem im Zusammenhang mit Endkunden, etwa bei Kurier- und Expressdienstleistungen, aber auch im Paketgeschäft, wie etwa im Healthcare-Bereich. Die Prognosen gehen demnach von einem weiteren Personalbedarf von 10.000 bis 20.000 Mitarbeitenden bis 2030 aus.
Laut Esser werde bis 2030 auch die Marktanteilverschiebung sich weiter fortsetzen; erwartet werde ein jährliches Wachstum von bis zu 3,5 Prozent pro Jahr bei den Paketsendungen und von 1,2 Prozent bei Kurier- und Express-Sendungen. Wachstumstreiber bleiben das Paketsegment, B2C und nationale Sendungen.
Trendthema „Out of Home-Delivery“
Laut Bosselmann und Esser bestimmen bis dahin drei Trends die KEP-Branche: etwa „Out of Home-Delivery“ (OOH), also die Zustellung an einem Standort außerhalb des eigenen Zuhauses. Dies können etwa Paketboxen oder -stationen auf dem Weg zur Arbeit sein. Die Vorteile für den Kunden: Convenience – ein besseres Angebot aus verschiedenen Zustellvarianten und ein dichtes Zustellnetz, das schon vorhanden ist, aber noch ausgebaut werden muss. Die Vorteile für die Branche: weniger Zustellversuche an der Haustüre, weniger Verkehre insgesamt durch die Bündelung von Sendungen, weniger Personaleinsatz und deutliche Emissionssenkungen auf der letzten Meile.
Ein Trendthema ist demnach auch der zunehmende internationale Handel. Nicht zuletzt auch durch die China-Giganten wie Shein und Temu, die auch für die Branche neues Potenzial bieten. Einher geht der Trend damit, dass Direktimporte im E-Commerce sich zunehmend hin zu lokalem Fulfillment verlagern. Brisanz erhält der Trend durch die aktuellen Themen wie Zollpolitik oder verstärkte Abschottung von Märkten. Den KEP-Experten zufolge heißt das für den Markt, dass dadurch Wachstum verhindert werde - es könnten aber auch neue Logistikströme entstehen. Wichtig sei es für die KEP-Unternehmen daher, dass die EU baldmöglichst entsprechende Abkommen mit den USA umsetze, um Planungssicherheit zu haben.
Und auch das Thema Sicherheit gewinnt in der KEP-Branche an Bedeutung: Sichere Infrastruktur, Schutz vor Cyber Security, Vorbereitung auf weitere verschärfte Richtlinien, das alles verlangt laut Bosselmann nach einem höheren Personalbedarf und größeren Investitionen von den Unternehmen.