Kleinheinz: Holz-Transport vom Lkw auf die Schiene

15. Jan. 2024
Das Allgäuer Unternehmen Kleinheinz Transport & Logistik wickelt rund 90 Prozent aller Holz-Transporte über die Schiene ab. Mittlerweile sind 45 Lkw mit Ladekran für die Rundholz-Transporte im Einsatz.
Als Christian Kleinheinz den Betrieb seines Vaters Wilhelm im Jahr 1985 übernimmt, besteht der Fuhrpark aus zwei Fahrzeugen. Das Geschäftsmodell: Restholztransporte von den Sägewerken zur Papier- und Werkstoffindustrie. Mittlerweile sind aus zwei Lkw 45 geworden und das Haupteinsatzgebiet ist nicht mehr das heimatliche Allgäu, sondern aktuell der Thüringer Wald und der Frankenwald in Nordbayern. Die Büros sind nach wie vor im Allgäu: In Wolfertschwenden bei Memmingen und im 50 Kilometer entfernten Rettenberg, wo sich auch die betriebseigene Werkstatt befindet.
„Wir sind mittlerweile stark in Schadensgebieten unterwegs“, sagt Kleinheinz im Gespräch mit eurotransport.de. Also in von sogenannten Kalamitäten betroffenen Wäldern. Kalamitäten wie Windbruch, Käfer oder Trockenheit verursachen schwere Schäden. „Von Käfern befallene Bäume bringen wir zum Beispiel schnell aus dem Wald, um die anderen Bäume zu schützen.“ Das Einsatzgebiet ist dort, wo es Probleme mit Wäldern gibt. Und das ist laut Kleinheinz seit 2018 vermehrt der Fall. Orkan „Friederike“ sorgte damals im Harz für Zehntausende umgestürzte Bäume. Kleinheinz Transport & Logistik half in Südniedersachsen und Nordhessen bei den Aufräumarbeiten.
Wachstum wegen großer Mengen an Schadholz
Im Sauerland und im Westerwald ist die Lage wegen Borkenkäfern, Dürre und Stürmen ebenfalls angespannt. Kleinheinz hatte dort auch Aufträge. Im Moment gibt es in Thüringen und Nordbayern am meisten zu tun. Dass das Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren stärker gewachsen ist als jemals zuvor, hat mit den großen Mengen an Schadholz zu tun. 25 zusätzliche Fahrzeuge seit 2018 sprechen für sich. Alle Lkw stammen von dem Hersteller Scania, wobei nur die Fahrgestelle geliefert werden. Den Aufbau mit Ladekran übernehmen die Werkstatt-Mitarbeitenden von Kleinheinz selbst.
Elektro-Lkw sind nicht dabei. „In unseren Einsatzgebieten ist keine Ladeinfrastruktur vorhanden.“ Privat fährt Christian Kleinheinz seit rund zwei Jahren einen Elektro-Pkw. Aber bei Kleinheinz Transport & Logistik sind Fahrzeuge mit alternativen Antrieben noch nicht praktikabel. Dabei betragen die gefahrenen Strecken mit dem Lkw nur zwischen 20 und 50 Kilometer – vom Wald zum nächstgelegenen Güterbahnhof.
Aber im Wald gibt es keine Ladestationen und an den Verladebahnhöfen, an denen die Lkw am Wochenende meist parken, auch nicht. Standorte mit firmeneigenen Ladepunkten machen laut Kleinheinz auch keinen Sinn, weil das Einsatzgebiet häufig wechselt. Dafür wickelt der Unternehmer rund 90 Prozent aller Transporte über die Schiene ab. Seit dem Aufschwung im Jahr 2018 vor allem in Ganzzügen. Bei den transportierten Bäumen handelt es sich überwiegend um Fichten, vor mehr als 20 Jahren hat sich Kleinheinz Transport & Logistik außerdem auf Rundholz spezialisiert.
Holz landet in großen Sägewerken
Das Holz landet zu 80 Prozent in den großen Sägewerken Süddeutschlands und Österreichs, wo es zu Material für den internationalen Bau oder die Industrie verarbeitet wird. Ein kleiner Anteil geht an die Werkstoff- oder Zellstoffindustrie. „Dieses Material wird nicht extra eingeschlagen. Es handelt sich dabei um zu schlechtes Holz für die Weiterverarbeitung.“ Von 2018 bis 2022 lief das Geschäft „richtig gut“, im vergangenen Jahr trafen Kleinheinz die gestiegenen Energiekosten. Entsprechend lief es etwas weniger rund, aber immer noch gut. Diese Prognose gibt er auch für das Jahr 2024 ab – trotz der gestiegenen Mautkosten. „Die gestiegenen Mautkosten konnten wir größtenteils an die Kunden weitergeben“, sagt Kleinheinz.
Ein anderes Thema beschäftigt ihn seit Jahren mehr. Er wünscht sich, dass die allgemein gültige Regelung, im Vorlauf zum Kombinierten Verkehr mit 44 Tonnen fahren zu können, auch für Rundholztransporte gilt. Würde für seine Holztransporte diese Ausnahme ebenfalls gelten, wären 18 Prozent weniger Lkw unterwegs – ein positiver Effekt für die CO2-Bilanz, der so aber ausbleibt. Seine Rundholz-Lkw hätten selbst bei einer Beladung mit 44 Tonnen eine maximale Achslast von 9,5 Tonnen. Ein Standard-Sattelzug habe dagegen 11,5 Tonnen Achslast der Antriebsachse bei einer Beladung von insgesamt 40 Tonnen. Als Vorsitzender der Bundesvereinigung des Holztransport-Gewerbes (BdHG) setzt sich Christian Kleinheinz für die 44-Tonnen-Regelung ein. Der Verband kümmert sich um die speziellen Anforderungen des Rundholztransports.
Fahrpersonal fehlt
Von diesen Anforderungen sind auch die Lkw-Fahrer von Kleinheinz nicht ausgenommen. Sie werden für die Fahrt auf Waldwegen und im Bedienen des Ladekrans geschult. „Im Wald zu fahren ist anspruchsvoll. Das kann und will nicht jeder“, sagt Kleinheinz. Mobile Werkstatt-Teams sind in den Einsatzgebieten unterwegs, falls doch mal etwas hakt. Wie die gesamte Branche klagt auch der Unternehmer aus dem Allgäu über Fahrermangel. Für sein Fahrpersonal mietet er Wohnungen vor Ort an. „Ohne unsere Fahrer läuft nichts.“
Um die Firma zukunftssicher zu machen, arbeitet seit zwei Jahren Sohn Philipp mit. Der 30-Jährige, der BWL und Wirtschaft studiert hat, soll in den nächsten Jahren schrittweise mehr Verantwortung übernehmen. Ein paar Jahre ist Christian Kleinheinz, der im April 60 Jahre alt wird, aber auf jeden Fall noch Geschäftsführer. „So kann ich gut in die Position hineinwachsen“, sagt Philipp Kleinheinz. Die fließende Übergabe an die dritte Generation bei Kleinheinz Transport & Logistik läuft.