Klima: Bündnis „Flottenumstellung von Nutzfahrzeugen“

21. Sept. 2023 Newsletter / Transport & Verkehr
Das Land Baden-Württemberg hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen. Auch der Verkehrssektor soll dabei einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung von CO2-Emissionen leisten.
15 Unternehmen und Organisationen gehen nun mit gutem Beispiel voran und haben sich zum Bündnis „Flottenumstellung von Nutzfahrzeugen“ zusammengeschlossen. Sie erklären sich darin bereit, bis 2030 jedes zweite leichte und mittelschwere Nutzfahrzeug CO2-neutral zu betreiben. Die Pläne und Ziele des Bündnisses wurden am Mittwoch im Beisein von Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gegenüber der Presse vorgestellt. Das Bündnis entstand auf Initiative seines Hauses bei der Erarbeitung des Landeskonzepts Mobilität und Klima.
Verkehrsminister Hermann: Politik kann es nicht alleine schaffen
Hermann sprach von einem Pionierbündnis. Er bezeichnete die beteiligten Organisationen als verantwortungsvolle Unternehmen, die ihren Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen leisten möchten. Das grün-schwarz regierte Baden-Württemberg will die CO2-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 senken und strebt bis 2040 die Klimaneutralität an. „Das kann die Politik nicht alleine schaffen“, erklärte Hermann. „Wir können die Klimaziele nur erreichen, wenn Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft zusammenarbeiten.“ Ein Drittel der CO2-Emissionen im Land resultiert laut Hermann aus dem Straßenverkehr, davon wiederum 35 bis 40 Prozent aus dem Güterverkehr.
Für Hermann hat das Bündnis auch Pilotcharakter, das auf andere Regionen abstrahlen könne. „Wir bauen darauf, dass man es auch in anderen Bundesländern sieht“, sagte er. Der Minister erklärte, er halte das freiwillige Bündnis für den richtigen Weg. „Man kann nicht alles über Verbote machen.“ Sein Haus erklärt sich dazu bereit, entsprechende Fördermittel zur Beschaffung leichter und mittlerer Lkw sowie zum Erwerb der dazu erforderlichen Tank- und Ladeinfrastruktur bereitzustellen. Außerdem will sich sein Ministerium dafür einsetzen, dass Antragsstellung und Entscheidungsprozesse verschlankt und beschleunigt werden. Zweimal im Jahr wollen sich die Bündnismitglieder treffen, um Erfahrungen auszutauschen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Und natürlich, um weitere Interessierte ins Bündnis aufzunehmen.
Logistikunternehmer Dr. Micha Lege, Präsident des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL), machte deutlich, dass es zur Umstellung vor allem auch das notwendige Fahrzeugangebot braucht. „Wir brauchen einen viel höheren Anteil an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben“, erklärte er. Noch seien die Hersteller hier „in homöopathischen Dosen“ unterwegs. Eine weitere Herausforderung bei der Antriebswende sei die noch unzureichende Ladeinfrastruktur und Netzleistung. „Wir haben eine Herkulesaufgabe zu bewältigen“, sagte Lege, der im Hauptamt die Geschicke der Spedition Wiedmann & Winz lenkt. Für Unternehmen wie seines gehe es um nicht weniger, als darum, den größten Umbruch in der Firmengeschichte zu gestalten.
Wo VSL-Präsident Dr. Lege Handlungsbedarf sieht
Lege zeigte sich dankbar darüber, dass die im VSL organisierten Unternehmen bei der Politik Gehör finden. Er will im Rahmen des neuen Bündnisses auch deutlich machen, wo es noch Handlungsbedarf gibt – neben dem Fahrzeugangebot und der Tank- und Ladeinfrastruktur auch bei der Förderkulisse. Der Verbandspräsident kritisierte eine Intransparenz und fehlende Planungssicherheit beim KsNI-Förderprogramm. „Ich erfahre sechs Monate nach Antrag, ob ich eine Zusage erhalte, und muss dann weitere sechs Monate warten, ehe das Fahrzeug auf dem Hof steht.“ Hier brauche es mehr Tempo.
Die Partner des Bündnisses Flottenumstellung von Nutzfahrzeugen
• Mit von der Partie sind neben dem baden-württembergischen Verkehrsministerium Einzelunternehmen wie Amazon, die Kep-Dienstleister DPD und Hermes, der Truck-Vermieter Sixt oder die SV Gruppe, die für die Zeitungshäuser Schwäbische Zeitung und Nordkurier die Logistik erbringt.
• Angeschlossen haben sich zudem Verbände und Organisationen wie der BdKEP, der BIEK, der Unternehmerverband UBW, der baden-württembergische Handwerkstag Handwerk BW, der Verband kommunaler Unternehmen und der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL).
• Ebenfalls beteiligt sind e-mobil, die Landesagentur für neue Mobilitätslösungen, der baden-württembergische Industrie- und Handelskammertag und das Beratungsunternehmen KEP Wirtschaftsdienst.