KMU: Nachfrage nach Finanzierungsalternativen wächst
Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU), zu denen viele Speditionen gehören, stehen vor vielfältigen Herausforderungen. So suchten Betriebe im Verlauf des Jahres 2024 immer häufiger nach Finanzierungslösungen abseits gewohnter Firmenkredite. Das spiegeln die Erfahrungen des alternativen Finanzierers Maturus Finance wieder. Hier haben entsprechende Anfragen seit dem ersten Halbjahr 2024 stark zugenommen.
Eingetrübte Gesamtwirtschaft
„Die spürbar eingetrübte Gesamtwirtschaft hat zu einer anhaltend hohen Nachfrage nach unseren Modellen Sale & Lease Back sowie Asset Based Credit geführt“, sagt Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter von Maturus Finance. „Es gab auch eine Veränderung bei den Anlässen – der Finanzierungsbedarf geht immer häufiger in Richtung Sanierung.“ Anders als Banken setzt der Anbieter bei der Finanzierung nicht auf die optimale Bonität der Unternehmen. Stattdessen kommt es darauf an, ob sich beispielsweise der Maschinenpark oder das Warenlager als Sicherheiten eignen.
Sprunghaft angestiegene Insolvenzen
Gerade die sprunghaft angestiegene Insolvenzen der letzten Monate hätten hier für die Verschiebung des Finanzierungsbedarfs gesorgt. Momentan gäbe es dabei drei vorrangige Szenarien: „Unternehmen, die sich an uns wenden, benötigen entweder vorinsolvenzliche Unterstützung, um sich frühzeitig zu restrukturieren; sie brauchen Hilfe direkt in der Insolvenz oder es geht um die Finanzierung aus der Insolvenz heraus, um Mittel für die rettende Übernahme durch einen Investor zu erhalten“, so von der Goltz. Besonders die Hebung stiller Reserven durch werthaltiges Anlagevermögen verschaffe vielen Mittelständlern einen Zugang zu Liquidität, der in den erwähnten Situationen sonst nicht möglich wäre. Zudem können über objektbasierte Spezialkredite auch die seltenen Massedarlehen, also Kredite direkt in der Insolvenz, vergeben werden. Banken hätten laut von der Goltz in der aktuellen Situation eine passive Rolle eingenommen. Die unsicheren Wirtschaftsaussichten, ihre zunehmende Regulierung und die mangelnde Handlungsgeschwindigkeit in unternehmerischen Notlagen zwängen Kreditinstitute zur Zurückhaltung.
Konglomerat an Problemen
Momentan haben es demnach viele Betriebe mit einem Konglomerat an Problemen zu tun. Es vermengen sich rückläufige Aufträge mit verschlepptem Innovations- und Investitionsbedarf, steigenden Energiekosten und Zurückhaltung bei den Konsumenten. Hinzu kommen laut von der Goltz generelle Standortfragen wie: ‚Erlauben uns Bürokratie und steuerliche Belastung mittelfristig überhaupt noch hierzulande zu produzieren?‘ Gleich ist allen dabei der Bedarf an Liquidität, der oftmals auf klassischem Weg nicht mehr zu decken ist“, erklärt von der Goltz. Durch die aktuellen Krisen könnten sich manche Ansätze auch von einer Alternative zum Standard in bestimmten Situationen entwickeln. Berater hätten solche bisher eher angelsächsisch geprägten, objektbasierten Modelle immer mehr im Fokus.
Finanzieren über das Warenlager
Vor allem im Mittelstand verweisen Unternehmensberater demnach immer häufiger auf Asset Based Finance – denn selbst wenn keine optimale Bonität vorherrscht, gibt es in vielen Betrieben werthaltige Maschinen, ein fungibles Warenlager oder eine unbelastete Immobilie, über die finanziert werden kann“, betont von der Goltz. Beim Ansatz „Sale & Lease Back“ wird beispielsweise ein Maschinenpark angekauft, der dann sofort wieder an das Unternehmen zurückvermietet wird. Bei „Asset Based Credit“ können Firmen ihr Warenlager, ihre Maschinen, Sachwerte oder Immobilien als Sicherheit für einen kurz- bis mittelfristigen Kredit einsetzen.